Handlungsfeld B2.5: Wissenschaftliche Grundlagen, Datenhebung und Monitoring

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Es liegt bereits einiges an Datenmaterial zum Zustand der Biodiversität in Österreich und in Vorarlberg in unterschiedlicher Aufbereitung vor. Allerdings gibt es große Unterschiede bei der Mengenverteilung, das Thema Brutvögel ist beispielsweise gut abgedeckt, während beim Thema Bodenorganismen große Lücken klaffen. Nichtsdestotrotz gibt es ausreichend Arbeitsgrundlagen und der Handlungsbedarf wurde bereits mehrfach als dringend beschrieben. Die hier genannten Grundlagen und Datenerhebungen stellen lediglich eine Auswahl dar und erheben keinen Anspruch auf Repräsentativität.

B2.5.1 Biodiversität in Österreich
Indikatoren Flora.png

- Ihre Erfassung und der Einfluss der Landnutzung von Johannes Rüdisser, Erich Tasser und Ulrike Tappeiner, erschienen 2011 [1]

Die Autor*innen bieten mit der Beschreibung dieser Methodik und den Kartendarstellungen einen guten Überblick, wie es in den einzelnen Gebieten in Österreich um den Zustand der Biodiversität bestellt ist. Hier die Einleitung zu ihrem wissenschaftlichen Paper:

Der österreichische Kulturlandschaftsraum ist charakterisiert durch eine vielfältige Mischung natürlicher, naturnaher und anthropogen geprägter Ökosysteme. Die Beschaffenheit und die räumliche Verteilung dieser Ökosysteme prägen nicht nur das Landschaftsbild, sondern beeinflussen auch maßgebliche Eigenschaften der Landschaft in Bezug auf die Biodiversität und Ökosystemdienstleistungen. Die beiden sich ergänzenden Indikatoren-Sets Gefäßpflanzenvielfalt und Naturdistanz dienen dazu, den Einfluss unterschiedlicher Landnutzungsformen auf die Biodiversität zu beschreiben, zu messen und nicht zuletzt darzustellen. Diese Indikatoren-Sets wurden im Rahmen des transdisziplinären proVISION Projektes „Werkzeuge für Modelle einer nachhaltigen Wirtschaft“ erstmals flächendeckend für ganz Österreich berechnet. Alle Berechnungen basieren auf einem hoch aufgelösten Landbedeckungsdatensatz mit einer Pixelauflösung von 25 m. Die Ergebnisse werden in Form einer WEB-GIS Anwendung öffentlich zur Verfügung gestellt.

Kartendaten und Grundlagen: [2]

B2.5.2: Biologische Vielfalt

Österreich ist mit einer großen landschaftlichen, klimatischen und geologischen Vielfalt ausgestattet. Es hat Anteil an Hochgebirge, Mittelgebirge und Tiefland. Das gemäßigte mitteleuropäische Klima im Norden geht im Süden in das submediterrane Klima über. Atlantische, mediterrane und kontinentale Luftströmungen sind aktiv. Diese geomorphologischen, geologischen und klimatischen Faktoren schaffen vielfältige Landschaften und Lebensräume für viele Arten. Das Portal des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie bietet einen Überblick über die wichtigsten Datengrundlagen und Aktivitäten in Österreich.

Übersichtsseite: [3]

B2.5.3: Österreichische Monitoring-Aktivitäten Landwirtschaft und Forst

Landwirt*innen und Waldbewirtschafter*innen beobachten in Monitoring-Projekten die biologische Vielfalt auf Wiesen, Böschungen, Äckern, Obstgärten, Almen und Wäldern in ganz Österreich. Diese Projekte sind u.a. in den ÖPUL-Naturschutzmaßnahmen verankert. Dabei werden naturschutzfachlich wichtige Daten generiert und das Bewusstsein der Bewirtschafter*innen sowie der übrigen Bevölkerung für Naturschutzmaßnahmen und Biodiversität gesteigert. Koordiniert werden die Aktivitäten vom Österreichischen Kuratorium für Landtechnik (ÖKL). Ein weiteres Projekt des ÖKL nennt sich Vielfalt am Betrieb [4] und fördert den Erfahrungsaustausch zwischen Bäuerinnen und Bauern in Hinblick auf Biodiversität und Bewirtschaftstechniken. Ebenso werden Citizen Science Projekte angeboten [5].

Hauptseite Monitoring: [6]

B2.5.4: Vogel-Monitoring, Überwachung der heimischen Vogelwelt

Diese Aktivitäten werden durch BirdLife Österreich koordiniert. Das Monitoring bildet eine wesentliche Grundlage für die Vogelschutz-Arbeit. BirdLife hat ein großes Netzwerk an Freiwilligen und Fachkräften, die die Kartierungsarbeiten unterstützen. Die Zählergebnisse fließen regelmäßig in internationale Auswertungen ein. Dank des 1998 gestarteten ‚Brutvogel-Monitoring‘ liegt heute eine gute Datenlage über die Bestandsentwicklung und den Erhaltungszustand vieler häufiger Vogelarten vor. Ein zentraler Schwerpunkt der Arbeit bei BirdLife ist der Einsatz für eine naturverträgliche Landwirtschaft.

Monitoringprogramme: [7]

B2.5.5: Tagfalter-Monitoring

Wissenschaftlicher Träger dieses Projekts ist das Institut für Ökologie der Universität Innsbruck, die Projektleitung liegt bei Johannes Rüdisser. Beim Viel-Falter:Tagfalter-Monitoring werden Tagfalter von Freiwilligen gemeinsam mit Forschenden des Instituts für Ökologie beobachtet, bestimmt und gezählt. Die gezielte Kombination von professionell durchgeführten Schmetterlingserhebungen mit Beobachtungen engagierter Freiwilliger ermöglicht eine wissenschaftlich solide, kostengünstige und damit langfristige Untersuchung der Tagfalterbestände – derzeit in Vorarlberg, Tirol und Südtirol. Damit leistet Viel-Falter einen wichtigen Beitrag zum Biodiversitäts-Monitoring im Alpenraum. Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit sind neben den wissenschaftlichen Bestandserhebungen ein ebenfalls wichtiger Bestandteil von Viel-Falter. Bei regelmäßigen Schulungs- und Fortbildungsangeboten können beteiligte Freiwillige und andere Interessierte ihr Wissen und ihre Artenkenntnis verbessern. Weiters ist die REWE-Stiftung Blühendes Österreich Projektpartner. Ihr Beitrag besteht unter anderem in der Bewerbung der Schmetterlingsapp [8].

Projektbeschreibung: [9]

Weitere Citizen Science Projekte: [10]

B2.5.6: Naturbeobachtung

Dieses Angebot wird vom Naturschutzbund Österreich betreut und richtet sich an alle interessierten Laien. Ebenso wirken Fachleute bei den Beobachtungen mit. Die Homepage naturbeobachtung.at [11] besteht aus vielen kleineren Unterseiten zu Artgruppen und aktuellen Projekten. Experten engagieren sich inhaltlich für die Qualität, bringen ihr Fachwissen im Diskussionsforum ein, beantworten allfällige Bestimmungsfragen u.v.m. Der wissenschaftliche Beirat hat maßgeblich zum Aufbau der Meldeplattform beigetragen. Er entscheidet auch über die Weitergabe von Beobachtungsdaten an Dritte.

Da die verschiedenen Organismengruppen unterschiedliche Eigenschaften aufweisen, sind die Erfassungsmasken für die jeweiligen Artgruppen angepasst. Hier eine Auswahl an Artengruppen: Tagfalter, Nachtfalter, Libellen, Käfer, Hummeln, Heuschrecken, Schwebfliegen, Netzflügler, Wanzen, Zikaden, Spinnentiere, Amphibien, Reptilien, Vögel, Säugetiere, Fische, Muscheln, Krebse, Schnecken, Würmer, Blütenpflanzen inkl. Bäume, Sträucher und Gräser, Farne, Pilze, Moose, Algen und Flechten…

B2.5.7: plantnet – kostenlose Pflanzenbestimmungsapp

Mit plantnet [12] lassen sich Pflanzen – Blumen, Bäume, Sträucher oder Kräuter – ganz leicht bestimmen. Ein Foto der gesuchten Pflanzen wird mit den Fotos aus der riesigen Datenbank abglichen und die wahrscheinlichsten Übereinstimmungen werden angezeigt. Am besten lassen sich Pflanzen aus Westeuropa bestimmen. Jedoch gibt es mittlerweile viele Pflanzen aus anderen Teilen Europas und der ganzen Welt. Die App wurde entwickelt von den Forschungseinrichtungen Cirad, INRA, Inria und IRD. Als Nutzer*in kann man Teil der Community werden und die Treffsicherheit der App beständig verbessern und am Monitoring mitwirken.

B2.5.8: Amphibienmonitoring Vorarlberg

Die inatura führt zusammen mit dem Amt der Vorarlberger Landesregierung, Abteilung Umwelt- und Klimaschutz ein landesweites Amphibien-Monitoring durch [13]. Das gemeinsame Ziel ist der Aufbau eines landesweiten Laichgewässerinventars, das Informationen zum Gewässer und zu den darin vorkommenden Arten umfasst. Dieses Inventar soll künftig als wichtige Grundlage für gezielte Schutzmaßnahmen dienen. Die fachliche Beratung übernimmt dabei das Umweltbüro Grabher UMG, Dornbirn.

Ebenso können bei der inatura in Dornbirn andere Naturbeobachtungen gemeldet werden: [14]

B2.6.9: GEO-Tag der Artenvielfalt – 2015 auch in Hohenems

Beim GEO-Tag der Artenvielfalt geht es darum, innerhalb von 24 Stunden in einem begrenzten Gebiet möglichst viele Tiere und Pflanzen zu identifizieren – und damit zu zeigen, dass es Vielfalt auch vor der eigenen Haustür zu entdecken gibt. Ziel ist es nicht, Rekorde zu brechen. Es geht darum, den Blick für den Artenreichtum im eigenen Umfeld zu schärfen und die faszinierenden Lebensformen, die sich in unserer Nähe verbergen, zu entdecken.

Die Projekte werden im Internet geführt [15]. Die Zeitschrift GEO wertet die Ergebnisse des GEO-Tags der Artenvielfalt aus und veröffentlicht sie auf der Homepage. 2015 hat die Stadt Hohenems sich am GEO-Tag der Artenvielfalt beteiligt [16]

Schlussbemerkung Monitoring

Wenn es um Erhebungen und Monitoring in den beschriebenen Handlungsfeldern geht, gilt es, je nach Ausgangslage und gewählten Maßnahmen eine geeignete Methodik zu finden. Als erste Schritte können entlang des Praxisleitfadens Veränderungen der Flora und Fauna beobachtet und festgehalten werden. Eine Aufgabe, die mit entsprechenden Unterlagen und Schulung von interessierten Laien gut bewältigt werden kann und einen sofortigen Wissenszuwachs darstellt. Die Unterstützung von Experten im weiteren Umfeld ist dabei wünschenswert. Ebenso wichtig ist der Aufbau einer Community zum Erfahrungsaustausch.