Handlungsfeld I1.5: Prozesswärme 100-500°C dekarbonisieren
Verantwortlich für den Inhalt: Christof Drexel
Das Handlungsfeld mit seinen abgeleiteten Maßnahmen bezieht sich auf das Aktionsfeld 9.5 der Strategie der EA+.
Status quo
Ausgangslage und Zielsetzung
Prozesswärme im mittleren Temperaturbereich wird in vielen Vorarlberger Betrieben benötigt. Papier-, Textil- und Lebensmittelindustrie sind nur einige der Branchen. Meist liegt das benötigte Niveau zwischen 150 und 300°C und wird mittels Dampf oder Thermoöl transportiert. Für die Wärmeerzeugung kommt derzeit größtenteils Erdgas zum Einsatz. Bezogen auf das gesamte Spektrum der industriellen Prozesse wird in diesem Temperaturbereich zwar nur etwa ein Viertel der Menge benötigt; in Vorarlberg sind die Anwendungen für hohe Temperaturen (>500°C) aber eher unterrepräsentiert, weshalb hier von 30% des Prozesswärmebedarfs (Ausgangslage gesamt: 1100 GWh) ausgegangen wird. Nach den Reduktionsmaßnahmen des Handlungsfelds I1.3 [1] erfolgt hier also die Substitution von 297 GWh des fossilen Energieträgers durch Biomasse - Effekt: -0,18 Tonnen CO2 pro Person und Jahr.
Aufgrund der begrenzten Verfügbarkeit von Biomasse aus nachhaltiger Forstwirtschaft muss die Verwendung für die Raumwärme parallel zu diesem Hochlauf reduziert werden (Handlungsfelder G1.1, G1.2, G1.3 und G1.5).
Gesetze und Verordnungen, regional
- Luftreinhalteverordnung: [2]
Gesetze und Verordnungen, Bund und EU
- keine
Förderungen und Subventionen, regional
- keine
Förderungen und Subventionen, Bund und EU
- KPC-Förderung für Umstellung auf Erneuerbare: [3]
- Die Wärmeerzeugung mittels Biomasse wird vom BMK gefördert; der Förderungssatz beträgt 30% der Förderbasis (Investitionskosten abzgl. Kosten für vergleichbare, fossile Wärmeerzeugung. Infoblatt KPC-Förderung Biomasseheizung: [4]
Maßnahmen
Biomasse-Strategie entwickeln, Plattform etablieren (I1.5.1)
Zusammen mit der Abteilung Forstwesen des Landes, der Landwirtschaftskammer und dem Waldverein Vorarlberg wird eine Biomasse-Strategie erarbeitet. Dabei sollen zum einen die derzeitigen und zukünftigen Potenziale (etwa von Altholz, nutzbaren Reststoffen aus der Lebensmittelindustrie, ...) erfasst und ein neuer Nutzungsmix für die kommenden 10 Jahre erstellt werden: Wann werden welche Mengen für die Industrie, für bestehende und neue Heizwerke, bzw. BHKWs benötigt und wie rasch kann der Verbrauch für die (dezentrale) Raumwärme reduziert werden? In weiterer Folge kann eine Anbieter-Abnehmer-Plattform gebildet werden, um die nachhaltige Versorgungssicherheit innerhalb Vorarlbergs zu gewährleisten.
Langfristig wird durch den verstärkten Einsatz von Bauholz (vgl. Handlungsfeld G3.4 [5]) außerdem auch das Potenzial von Altholz erhöht.
Federführung: Landwirtschaftskammer (tbd); Zielsetzung: Strategie ist verfasst, Unternehmen mit 90% des Prozesswärmebedarfs im Mitteltemperaturbereich sind auf der Plattform vertreten. KPI = Strategie (0/1) x repräsentiertem PW-Bedarf in GWh.
Aufbau einer Datenbank für Dekarbonisierungen (I1.5.2)
Erfolgreich umgesetzte Projekte im In- und Ausland werden systematisch aufbereitet und publiziert, und zwar in Bezug auf Investition und Wirtschaftklichkeit, Nutzerzufriedenheit und Effekt der CO2-Einsparung, sowie aufgetretene Fehler und Probleme.
Der Lead könnte bei Ökoprofit, dem EIV, der illwerke VKW liegen, oder auch bei der zukünftigen Transistion Agency (tbd).
Eine Anzahl von 20 publizierten Umsetzungen bietet die Voraussetzung für die Erreichung der Zielsetzung.
Der stark ansteigenden Nachfrage wird seitens der Organisationen mit einer entsprechenden Erhöhung der Beratungs- und Engineering-Kapazitäten begegnet; Voraussetzung hierfür ist eine massive Ausbildungsoffensive in den entsprechenden Fachbereichen, was in den Querschnittsmaßnahmen verankert ist.
Auswirkungen der Umsetzung
...auf die Ökonomie
Als Basis für die Kalkulation wird eine Anlage mit einer Leistung von 4 MW (Jahresenergiemenge ca. 32 GWh) betrachtet; die Investitionskosten werden mit 5 Mio. € angesetzt.
Der Brennstoffpreis lag in der Vergangenheit zwischen 25 und 40 €/Schüttraummeter (Energieinhalt 800 kWh/srm); für die Zukunft werden 50 €/srm kalkuliert - das ergibt einen Energiepreis von insgesamt 73 €/MWh. Gegenüber einem Gaspreis von 100 €/MWh ergibt sich für das gesamte Handlungsfeld eine Kosteneinsparung von 8 Mio. €, was zu einem negativen CO2-Vermeidungspreis von -112 €/Tonne führt.
...auf den Arbeitsmarkt
Positive Auswirkungen
Sparte Gewerbe und Handwerk, Bauhilfsgewerbe
Die vollständige Umsetzung dieses Handlungsfelds führt zu einem Umsatz in der Größenordnung von 25 Mio. € für Hersteller von Holzfeuerungsanlagen. Ausgehend von einer Umsetzungsquote von 50% durch Vorarlberger Unternehmen und einer Arbeitsplatz-Intensität von 10 VZÄ/Mio entstehen hierdurch in der Umsetzungsphase 18 Arbeitsplätze.
Sonstige Auswirkungen
Co-Benefits
Die Substitution von Erdgas führt zur Erhöhung der Versorgungssicherheit.
Partizipation
Wie müssen die betroffenen Akteure miteinbezogen werden?
Umsetzergruppe
Industriebetriebe direkt kontaktieren; regionale Gruppen bilden, um gesamte Versorgungslage gemeinsam mit Land (Abt. Forstwesen), Waldverein, etc. zu erarbeiten.
Interessensvertretungen, Netzwerke
Wirtschaftskammer, Industriellenvereinigung, Landwirtschaftskammer, turntozero, Ökoprofit: Laufende Information und Abstimmung.
Technologie- und Lösungsanbieter
Mawera, Syncraft, ...: Abklärungen der Umsetzungs-Potenziale!
Unabhängige FachexpertInnen
...
Allgemeine Anmerkungen
...