Handlungsfeld L1.1: Gesündere Ernährung

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Für den Inhalt verantwortlich: Mátyás Scheibler

Mitarbeit: Angelika Stöckler, Marlene Brettenhofer, Christof Drexel

Status quo

Ausgangslage und Zielsetzung

Unsere Ernährung beeinflusst die Emission von landwirtschaftlichen Treibhausgasen in hohem Ausmaß. Dabei spielen auch die Faktoren der Saisonalität und Regionalität eine Rolle, der größte Hebel ist jedoch im Speiseplan zu finden. Mit zukunftsweisenden Ernährungsstrategien [1] und der Umsetzung der Empfehlungen für eine gesunde Ernährungsweise ([2], [3], [4]) fördern wir die Gesundheit und reduzieren zugleich Emissionen: Durch die Aufwertung von Obst und Gemüse, Hülsenfrüchten und Getreide und das gleichzeitige Verringern des Konsums von Fleisch und Milchprodukten kann der Fußabdruck massiv reduziert werden. Zielsetzung: -30%, bezogen auf die gesamte ernährungsbedingte Emission (1,8 Tonnen CO2e pro Person und Jahr) - das entspricht -0,6 Tonnen im Bereich der landwirtschaftlichen Treibhausgase. Darüber hinaus kann eine 100%-Bio-Quote bei importiertem Obst und Gemüse den Fußabdruck um weitere ca. 0,1 Tonnen CO2e pro Person und Jahr reduzieren.

Gesetze und Verordnungen, Bund und EU

ÖGE, DGE, sge... sind keine Gesetze oder VO. Sie gelten aber schon sehr lange als Leitfanden u Handlungsempfehlung.

Förderungen und Subventionen, regional

Förderungen und Subventionen, Bund und EU

Maßnahmen

Nachhaltigkeits-Label im Handel (L1.1.1)

  • CO2-Fußabdruck auf verpackten Produkten (als Erweiterung zu bewährten Kennzeichen wie z.B. Ländle Gütesiegel [5], Bio-Siegel] [6]) und KLIMABONUS (Nachlass/Gutschrift) für Konsument*innen, wenn der Warenwert der klimafreundlichen Produkte (5 Sterne) einen gewissen Prozentsatz der Rechnungssumme übersteigt.
  • Beispiel: Auf einer Skala von 1 bis 5 stuft M-Check [7] die Migros-Eigenmarken hinsichtlich Klimaverträglichkeit, Tierwohl und umweltfreundliche Verpackung ein.

Verantwortung: Vorarlberger Lebensmittelhandel

Beteiligt: Angelika Stöckler, Bestpractice Unternehmen M-Check

Nächster Schritt: Recherche gibt es eine entspr. EU-VO? Dann Sondierung einer Machbarkeit mit Stakeholdern. Ziel: überregional abgestimmte Umsetzung mit eindeutigem, textfreiem Wiedererkennungsmerkmal (Form-Bildsprache).

KPI: Anteil Produkte mit Nachhaltigkeits-Label auf

Ziel: 30% der verpackten Produkte in Vorarlberg.

Monitoring: Verwendung von bestehenden wiederkehrenden Markterhebungen

Förderung von Klimaschutz-Konsum (L1.1.1a)

"Klimaschutz-Konsum-Prämie" für die bewusste Kaufentscheidung gemessen an der Menge konsumierter Produkte mit Nachhaltigkeits-Label, s. Nachhaltigkeits-Label im Handel (L1.1.1).

Ziel: Der eingeführte Label berechtigt den Konsumenten eine Förderung oder Gutschrift oder Abgaben/Steuernachlass (Land/Bund) geltend zu machen.

Maßnahme: Evaluierung, Machbarkeit zur Einführung einer Klima-Konsum-Prämie inkl. technischer finanzbuchhalterischer Implementierung. Erhebung entspr. Voraussetzungen vorhandener Strukturen, Tools, Portale, Finazmanagement-Workflows, online Zahlungssysteme z.B. Finanzonline BMF oä.

Wie? Individuelle digitale Erfassung der Jahreseinkaufsmengen mit ausgewiesenen (zertifizierten) Klima-Produkt-Labels, z.B. mittels Kundenkarte, Kundenkonto oä. Der Nachweis über den Kauf solch gekennzeichneter Produkte läßt sich periodisch mit einer Förderung geltend machen (Gutschrift oder Abgaben/Steuernachlass, Gemeindeverband/Land/Bund).

Verantwortlich: eine einzurichtende Projektmanagementstelle (evtl. Vertreter des k5-Finanzmanagements der Gemeinden, IT-Abt. des Gemeindeverband)

Beteiligt: Stellvertr. des Vorarlberger Lebensmittelhandels, Bestpractice Unternehmen M-Check, Vertreter BMF IT-Abt., Verteter k5-Finanzmanagement der Gemeinden

KPI: 0/1

Ziel: Eine Machbarkeitsanalyse liegt vor und dient als Grundlage für eine mögliche Umsetzung (Pilotprojekt).

Monitoring: Machbarkeitsstudie

Klimafreundliches Essensangebot und nachvollziehbare Kennzeichnung (L1.1.2)

Das Kochen lustvoll neu erlernen. Unseren Speiseplan genüsslich umbauen.

  • Essensangebot in der Hotellerie, in Restaurants, in Betrieben und bei (Vereins-)Veranstaltungen sowie in allen gemeinde- und landesnahen Gemeinschaftseinrichtungen (Krankenhäusern, Pflegeheimen, Kleinkindbetreuung, Kindergärten und Schulen bis zur Fachhochschule ...) nach Kriterien
    • der Planetary Health Diet [8],
    • dem Aktionsplan für nachhaltige Beschaffung [9],
    • den DGE-Qualitätsstandards [10],
    • der Empfehlung der nationalen Ernährungskommission für das Mittagessen in Schulen [11],
    • dem Wegweiser für gemeinsames Essen in Kinderbetreuung, Kindergarten und Schule [12],
    • der Leitlinie für die Gemeinschaftsverpflegung in Vorarlberg [13],
    • ghörig feschta [14],
    • dem Umweltzeichen [15], ...

gestalten.

  • Bewährte Auszeichnung „Vorarlberg am Teller“ [16] unter dem Aspekt der Klimafreundlichkeit weiterentwickeln.
  • In Landesberufsschulen, Tourismussschulen, GASCHT, Höheren Lehranstalten für Wirtschaftsberufe und in einschlägigen praktischen Ausbildungen Regionalität durch "klimafreundliche Kulinarik" erweitern und zum Ausbidlungsschwerpunkt machen.
  • Auf Speisekarten klimafreundliche Menüs prominenter platzieren als Gerichte mit großem CO2 -Fußabdruck oder nicht gekennzeichnete Gerichte.
  • App/Website mit Listung von Betrieben mit Kennzeichnung klimafreundlicher Gerichte nach dem Beispiel Gutes finden [17].

Best Practise aus Freiburg: Nur noch vegetarisches Essen in öffentlichen Kindergärten und Schulen: [18]

Verantwortung: tbd

Mitwirkung: WKV Sparte Tourismus, StellvertreterInnen aus BestPractice-Hotellerie, Landesberufsschulen, Tourismussschulen, HBLA, GroßküchenbetreiberInnen (Pflegeheime, LKHs)

Nächster Schritt: Sondierung, Erstellung eines Strategiepapiers und Gestaltung des Change-Managements mit Stakeholdern und Expert*innen (teilweise Überschneidungen mit L1.1.1).

KPI: Anteil umgestellter Küchenbetriebe.

Ziel: 30% bis 2027; 50% in 2030

Monitoring: Kennzeichnung klimafreundlicher Mahlzeiten mit Eaternity-Foodprint-Climate-Score [19] in 5 Jahren ca. 30% der Betriebe (kritische Schwelle), bis 2030 in 50% und mehr.

Leitfaden klimafreundliche Ernährung (L1.1.3)

Bewusstseinsbildung für klimafreundliche Ernährungsstile, z.B. den Mehrwert biologisch erzeugter Lebensmittel für Menschen, Nutztiere und Natur - in allen Bildungsbereichen.

  • Verfassen eines Konzeptes und Umsetzung in allen Bildungseinrichtungen: vom Kindergarten bis zur Pädagogische Hochschule, in gastronomischen Ausbildungen und Weiterbildungen für Pädagog:innen und Betreuungspersonen etc.
  • Definition einer integrativen Produktionsweise sowie Bezugsquellen mit Fokus THG-Reduktion.
  • Diese Inhalte schulen.
  • Herabsetzen der Bio-Zertifizierungsschwelle in begrenzten Übergangszeiträumen für Umstellerbetriebe oder -Lieferanten, z.B. Nachweis eines CO2-KVP ist ausreichend, z.B. mit ÖKOPROFIT-Zertifikat.

Verantw.: tbd

Beteiligt: ÖKOPROFIT-Koordinierungsstelle LRV; BIO Austria Vorarlberg, VertreterInnen von Bio- und konv. Betieben, Bildungseinrichtungen, aks.

KPI: 0/1

Ziel: I, praxisorientiertes Bildungskonzept ist ausformuliert, Materialien und Praxisangebote liegen vor und Multiplikator:innen sind geschult.

Halbierung des Fleischkonsums konsumentenseitig (L1.1.4)

  • Bewusstseinsbildung durch Vermittlung von Basis-Kenntnissen im Küchen- und Ernährungsbereich sowie Küchenfertigkeiten in allen Bildungseinrichtungen vom Kindergarten bis zur Pädagogischen Hochschule. Ziel: jede:r Schulabsolvent:in soll wissen, dass eine Ernährungsweise aus überwiegend pflanzlichen Lebensmitteln gut für Gesundheit und Klima ist und fünf schnelle, vegetarische Lieblingsgerichte zubereiten können. Initiative "Ackerdemie" von der Plattform V beachten! (vgl. [20] Konzept für Vorarlberg zur Zeit (September 2022) in Arbeit)
  • Verbreitung, Nutzung und weitere Entwicklung cooler Tools/Apps für alle Altersgruppen, wie z.B. Ein guter Tag hat 100 Punkte [21], Blitzrechner [22], Fleischkonsumtracker [23], ...

Verantwortung: eine eigens zu formende Arbeitsgruppe

Beteiligung: Medien, Schulen u Bildungseinrichtungen v.a. im Küchen- und Ernährungsbereich, öffentliche Einrichtungen mit Großküchen, Lebensmittelhandel

KPI: Anteil Fleischverzehr in Vorarlberg

Ziel: 30% bis 2027; 50% in 2030

Monitoring: Vergleich an den Daten der Konsumerhebungen der Statistik-Austria/ bzw. Ableitungen aus Verkaufszahlen des regionalen Lebensmitteleinzelhandels.

Steigerung des Anteils an biologisch erzeugten Lebensmitteln in der Gemeinschaftsgastronomie (L1.1.5)

  • Steigerung gemäß Aktionsplan für nachhaltige öffentliche Beschaffung [24] (auf 55% bis 2030) und gemäß einstimmigem Landtagsbeschluss zum "Selbständigen Antrag Die Grünen und VP (– eingelangt: 6.5.2020 – Zahl: 22.01.058, Beilage 45/2020: Bestes Essen für unsere Kinder an Pflichtschulen, Kindergärten und Kinderbetreuungseinrichtungen vorantreiben" (auf mindestens 30% des Wareneinsatzes bis 2025) unter Einbezug und Weiterentwicklung der Initiative der Vorarlberger Landesregierung für eine verpflichtende Herkunftsbezeichnung [25] und der Bio-Vorgaben der bewährten Auszeichnung Vorarlberg am Teller [26].
  • Überbrückungsfinanzierung der Mehrkosten für Bio-Angebot.
  • Herabsetzen der Bio-Zertifizierungsschwelle in begrenzten Übergangszeiträumen für Umstellerbetriebe, z.B. Nachweis eines CO2-KVP ist ausreichend, z.B. mit ÖKOPROFIT-Zertifikat.

Best Practice: Der konv. Milchviehbetrieb Stachniss/Schnifis erwarb in 2021 das ÖKOPROFIT Zertifikat. Die konv. produzierende Sennerei Schnifis will in 2023 zertifizieren.

Verantwortlich: VLR oder Gemeindeverband

Beteiligte: VLR oder Gemeindeverband, Umweltverband, VertreterInnen aus Schul-Großküchen, Schlüssel-Lieferanten (regionale Biolandwirt*innen)

KPI: Anteil Wareneinsatzkosten in [%]

Ziel: 30% bis 2025; 55% der Wareneinsatzkosten in 2030 entfallen auf Lebensmittel aus biologischem Anbau.

Bio-Verpflegung in Vorarlberger Betrieben (L1.1.6)

  • Industriepatenschaften für die klimafreundliche Lebensmittelproduktion und -Nahversorgung, d.h. bilaterale Versorgungspartnerschaften zwischen Vorarlberger Betrieben und benachbarten LandwirtInnen, Nahversorgern, Veredlern/Produzenten.
  • Umstellung auf Bio- und Fairtrade Kaffee, Tee, Schokolade und Nüsse ... in den Vorarlberger Betrieben.
  • Überbrückungsfinanzierung der Mehrkosten für Bio-Angebot.
  • Herabsetzen der Bio-Zertifizierungsschwelle in begrenzten Übergangszeiträumen für Umstellerbetriebe oder -Lieferanten, z.B. Nachweis eines CO2-KVP ist ausreichend, z.B. mit ÖKOPROFIT-Zertifikat.

Verantw.: tbd

Mitwirkung: WKV, IV Vorarlberg, Junge Wirtschaft Vorarlberg, Bauernbund, Landjugend, ÖKOPROFIT-Koordinierungsstelle der LRV

KPI: Anteil Bio- Fairtrade in den Vorarlberger Betrieben, [%].

Ziel: 30% der Vorarlberger Betriebe haben ihr Pausensortiment auf Bio- und Fairtrade umgestellt. 70% beschaffen gemäß anderer klimaneutral Kriterien, d.h. checken bei der Beschaffung Labels und Brands mit THG-mindernden Maßnahemn.

Auswirkungen der Umsetzung

...auf die Ökonomie

Die Ermittlung von allfälligen Mehrkosten kann nur mit sehr großen Ungenauigkeiten erfolgen - zu unterschiedlich die individuellen Ernährungsgewohnheiten (sowohl vor, als auch nach der Umstellung), zu groß die Kosten-Bandbreite der jeweiligen Lebensmitteln.

Einige Versuche der Quantifizierung gab es jedoch bereits: Das Öko Institut Deutschland hat für die Umstellung von durchschnittlicher Ernährung auf 70% weniger Fleisch und 30% mehr Milchprodukte (alles Bio; basiert auf der Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE)) eine Kostensteigerung von rund 3% ermittelt [27].

In einer Studie des WWF wurde 2019 die Aussage getätigt, dass mit den üblichen Ausgaben (2019: 119 € pro 4-Personen-Haushalt und Woche) eine CO2-Einsparung von -40% erreicht werden kann (70% Bio Produkte, weniger Fleisch, gesünder) [28]

Vorsichtigerweise werden hier dennoch Mehrkosten angesetzt, und zwar 2%. Basis sind durchschnittliche Ausgaben von 392 € pro Haushalt pro Monat (Haushalt ø2,2 Personen), was 2.138 €/Person.a entspricht. Die angesetzten Mehrkosten liegen somit bei 43 €/Person.a - 17,1 Mio. €/Jahr. Je nach Umsetzungsgrad der anderen Reduktionsstrategien liegen die Vermeidungskosten zwischen 70 und 120 €/Tonne CO2. Co-Benefits wie gestärktes Wohlbefinden, weniger Zivilisationskrankheiten, geringere Kosten im Gesundheitssystem, sind hierin nicht berücksichtigt.

...auf den Arbeitsmarkt

in Arbeit

Sonstige Auswirkungen

Co-Benefits

Reduktion externalisierter Kosten, Gesundheit, Lebensqualität, Versorgungssicherheit, Sozialkapital,...

Nachteilhafte Nebenwirkungen

Partizipation

Wie müssen die betroffenen Akteure miteinbezogen werden?

Umsetzergruppe

Interessensvertretungen, Netzwerke

Technologie- und Lösungsanbieter

Unabhängige FachexpertInnen

Allgemeine Anmerkungen