Handlungsfeld M1.4: Güterverkehr vermeiden

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Für den Inhalt verantwortlich: Christoph Breuer

Mitarbeit: Martin Reis, Pia Blessing, Christof Drexel

Das Handlungsfeld mit seinen abgeleiteten Maßnahmen bezieht sich auf das Aktionsfeld 8.9 der Strategie der EA+. Im September 2022 wurde außerdem das Güterverkehrskonzept Vorarlberg veröffentlicht [1].

Status quo

Ausgangslage und Zielsetzung

Der Güterverkehr verursacht weltweit eine Emission von ca. 3,6 Mrd. Tonnen CO2e [2]. Der größte Teil, knapp 70% (2,5 GT CO2), ist dem Straßengüterverkehr zuzuordnen, weitere 25% der globalen Schiffsfracht (0,86 GT CO2) und etwa 5% der Luftfracht (0,2 GT CO2). (Auf der Schiene wird zwar ein relevantes Volumen befördert, die anteilige Emission ist aber mit ca. 2% vernachlässigbar [3].)

Die Pro-Kopf-Emission für den Güterverkehr beträgt im globalen Durchschnitt demnach 0,46 Tonnen CO2; aufgrund unseres überdurchschnittlichen Fußabdrucks in Mitteleuropa (rund 12 statt 7,4 Tonnen/pax.a) müssen wir für Vorarlberg von rund 0,75 Tonnen CO2 pro Kopf und Jahr ausgehen - für alle Transporte, innerhalb und außerhalb der Landesgrenzen.

Vermeidungsstrategien sind etwa im Bereich der Kreislaufwirtschaft (Handlungsfeld I1.2 [4]) zu finden - regionale Kreisläufe machen Rohstoff- und andere Transporte obsolet. Die Stärkung der Regionalwirtschaft hilft uns bei der Vermeidung von Transport-Kilometern generell: Die Aufwertung regionaler Produkte (Handwerk, Lebensmittel, ...) sowie regionaler Reparatur-Dienstleistungen (Vgl. Handlungsfeld I1.1 [5]) reduziert das Einfuhrvolumen und verbessert die Handelsbilanz.

Des Weiteren kann mit kürzeren Wegen viel erreicht werden: Rund 20% des Einfuhrvolumens wird aus anderen Kontinenten (größtenteils Asien) importiert [6], damit sind zwei Drittel der Import-Kilometer und etwa ein Drittel der Emissionen verbunden (Die Schiffsfracht kommt mit deutlich weniger THG-Ausstoß pro Tonnen-Kilometer aus). Eine Verlagerung von asiatischen auf europäische Lieferanten könnte also bis zu 0,25 Tonnen pro Person und Jahr bringen.

Insgesamt setzen wir uns das Vermeidungsziel von 30% - ca. 0,25 Tonnen pro Person und Jahr.

Gesetze und Verordnungen, regional

Gesetze und Verordnungen, Bund und EU

Förderungen und Subventionen, regional

Förderungen und Subventionen, Bund und EU

Maßnahmen

Der Erfolg der nachstehenden Maßnahmen wird am Güterverkehrsaufkommen an Dauerzählstellen, sowie an grenzüberschreitende Güterverkehrszählungen gemessen. Für die außerhalb der Grenzen induzierten Transporte muss ein eigenes Monitoring erarbeitet werden.

Die Maßnahmen im Zusammenhang mit regionalen Wirtschaftskreisläufen sind im Handlungsfeld I1.1 [7] verankert.

Einrichtung einer Güterverkehrskoordination auf Landesebene (M1.4.1)

Eine Koordinationsstelle arbeitet aktiv an der Transformation im Güterverkehr. Sie entwirft, koordiniert, beschleunigt gemeinsam mit der Wirtschaft gezielt Aktivitäten zur Vermeidung von Güterverkehr. In Kooperationen (Ökoprofit, EIV, Netzwerk Logistik, ...) werden Unternehmen und Gemeinden beraten und betreut.

Lieferketten und -wege verkürzen (M1.4.2)

Der Aspekt der Transport-Emission wird bei der Auswahl eines Lieferanten in der Regel nicht beachtet. Die Hinzunahme dieses Aspekts in der Gesamtberuteilung kann - unter Berücksichtigung vieler anderer Aspekte - dazu führen, etwa einen europäischen Lieferanten einem asiatischen vorzuziehen. Der erste Schritt, ist diese Qualität zu bewerten; in weiterer Folge gibt es eine Reihe von Möglichkeiten:

  • Unternehmen entscheiden sich freiwillig für die Reduktion des Fußabdrucks
  • Der emissionsseitige Vorteil wird von der öffentlichen Hand bewertet und im Sinne der Zielsetzung der Modellregion belohnt
  • Auf Bundes- und/oder EU-Ebene werden neben den Emissionen auch die volkswirtschaftlichen Vorteile bewertet und entsprechend estimiert

Ergänzend hierzu haben international, bzw. global agierende Unternehmen die Möglichkeit, mit dezentralen Struktur (Service Standorte, Materiallager) Wege zu verkürzen und damit Emissionen zu reduzieren.

Initiativ: Unternehmen des Vereins TUN.

(Städtischen) Güterverkehr effizienter gestalten (M1.4.3)

Insbesondere mit der Last Mile ist eine besonders hohe Emission in Relation zum transportierten Volumen (Tonnen-Kilometer) verbunden. Speziell im urbanen Raum steht eine Reihe von Möglichkeiten zur Verfügung, mit denen die Effizienz deutlich erhöht werden kann. Gleichzeitig sorgen diese Maßnahmen für eine massive Verbesserung der innerstädtischen Verkehrssituation. Ein umfassender Leitfaden hierzu wurde von der Agora Energiewende publiziert [8]. Gute Übersicht zu Maßnahmen City-Logistik vom VCÖ: [9]

  • Kurierdienstunabhängige Paketdepots an ÖV-/Radweg-Knoten und ÖV Endhaltestellen im ländlichen Raum
  • Paketdepots für Warenausgabe durch lokalen Handel und DirektvermarkterInnen mitnutzen (Gemeinden), Beispiel Wienbox der Wiener Lokalbahnen: [10]
  • Paketmitnahme zu Paketdepots im ländlichen Raum in ÖV integrieren (Land, Gemeindeverband, Regios) [11] [12]

Seitens der Logistik-Branche wird weiterhin gezielt an der Optimierung der Wagen-Auslastung / Vermeidung von Leerfahrten gearbeitet. In der Modellregion wird dabei auch das Thema der Terminlieferungen (je mehr "Just-in-Time", umso weniger Optimierungs-Potenzial durch gute Wagen-Auslastung).

Verantwortlich: Land, Gemeinden; Unternehmen des Vereins TUN.

Einwirkung auf den Bund (EU)

  • Anreize und Regelungen zur Vermeidung von Gratis-Paket-Retouren etablieren

Auswirkungen der Umsetzung

...auf die Ökonomie

Ein Drittel der geplanten Emissionsreduktion soll durch Maßnahmen innerhalb der Landesgrenzen durch Effizienzerhöhungen (Einsparung: 15%) erreicht werden. Der damit verbundene kostenseitige Vorteil rechtfertigt die notwendigen Investitionen, sodass hierfür keine zusätzliche Kosten für die CO2-Vermeidung angesetzt werden.

Die massive Reduktion der globalen Lieferwege (um zwei Drittel) durch Wechsel auf europäische Lieferanten hingegen muss teuer bezahlt werden: Das österreichische Importvolumen aus China beträgt derzeit 36 Mrd. €; der aliquote Anteil für Vorarlberg liegt bei ca. 1,8 Mrd €. Werden davon zukünftig zwei Drittel in Europa - mit einem angenommenen Mehrpreis von 15% - beschafft, fallen hierfür 180 Mio € an.

Bezogen auf das gesamte Potenzial von 0,25 to/pax (100.000 Tonnen) betragen die Vermeidungskosten für dieses Handlungsfeld 1.800 €/Tonne. Zu berücksichtigen / bewerten ist hier allerdings der positive volkswirtschaftliche Effekt für Europa insgesamt.

...auf den Arbeitsmarkt

in Arbeit

Sonstige Auswirkungen

Co-Benefits

Reduktion externalisierter Kosten, Gesundheit, Lebensqualität, Versorgungssicherheit, Sozialkapital,...

Nachteilhafte Nebenwirkungen

Partizipation

Wie müssen die betroffenen Akteure miteinbezogen werden?

Umsetzergruppe

Interessensvertretungen, Netzwerke

Technologie- und Lösungsanbieter

Unabhängige FachexpertInnen

Allgemeine Anmerkungen