Green Deal Modellregion Vorarlberg

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Roadmap zur Green Deal Modellregion Vorarlberg: Ein Entwurf, eine Diskussionsgrundlage, wie die Ziele des European Green Deal bereits 2030 erreicht werden können.

In diese Roadmap flossen bisher Inputs von fast 40 Fachleuten aus allen Fachbereichen ein; für die Ausformulierung der Handlungsfelder wurde ein Redaktionsteam von sechs Personen - Christoph Breuer, Martin Ploß, Christof Drexel, Mátyás Scheibler, Hans Punzenberger und Christina Vaccaro - gebildet, die für jeweils einen Emissionssektor verantwortlich sind. Inhaltlich wurde vielfach auf bereits vorliegende Strategien Bezug genommen, allem voran jene der Energieautonomie+ [1], aber auch die Mobilitäts- [2], Radverkehrs- [3] und Güterverkehrs-Konzepte [4] des Landes, sowie weitere wichtige Grundlagen, wie etwa den Masterplan Wärme [5] oder die Waldstrategie [6].

Verantwortlich für den Gesamtprozess, Aufbau, Struktur und laufende Erweiterung sind Christof Drexel (drexel reduziert GmbH), Martin Strele (Kairos) und Kriemhild Büchel-Kapeller (KlimaVOR!); im Auftrag des Vereins TUN. Green Deal Modellregion Vorarlberg.

Einführung

Ausgangslage

Ausgangslage Vorarlberg

In Bezug auf die Klimaneutralität definieren wir die „Nettonull“ nicht territorial, also innerhalb der Grenzen Vorarlbergs, sondern „verursacherbasiert“ – betrachten also auch jene Emissionen, die wir außerhalb unserer Grenzen verursachen. Andernfalls würde etwa der Flugverkehr ebenso ignoriert, wie die globale Produktion von importierten Gütern inklusive deren Transporte oder die importierte elektrische Energie, speziell im Winter. Eine rein territoriale Verfolgung der Ziele würde in letzter Konsequenz dazu führen, dass möglichst viele Emissionsquellen – etwa Industriebetriebe – ausgelagert werden, was weder klimapolitisch sinnvoll noch volkswirtschaftlich erstrebenswert ist.

In Vorarlberg stellt sich die Ausgangslage so dar, dass weniger als die Hälfte der verursachten Emissionen innerhalb der Landesgrenzen emittiert werden (vollflächige Segmente in der Grafik). Das liegt zum einen daran, dass die regionale Produktion von elektrischer Energie fast ausschließlich erneuerbar - vorwiegend mit Wasserkraft - erfolgt. Zum anderen ist in Vorarlberg keine energie- und emissionsintensive Grundstoffindustrie (Stahl, Zement, Kunsstoffe, etc.) zu finden. Trotzdem werden selbstredend Produkte mit entsprechenden Fußabdrücken importiert.

Insgesamt sind nach dieser Methodik 36% der Emissionen auf den Sektor Mobilität zurückzuführen, 23% auf Gebäude, 19% auf Industrie und Gewerbe und 22% auf Ernährung und Landwirtschaft. Die im internationalen Vergleich niedrigen Anteile von Gebäude und Industrie sind darauf zurückzuführen, dass die benötigte elektrische Energie zu rund drei Viertel erneuerbar produziert wird und der damit verbundene Fußabdruck klein ist.

Modellierung

Emissionen

Modellierung Nettonull
Ökonomie

Die Modellierung von Energieverbräuchen und Treibhausgasemissionen erfolgte entsprechend der nachstehend beschriebenen Handlungsfelder. Mit jedem einzelnen Handlungsfeld sind eindeutig quantifizierbare Auswirkungen verknüpft; Reduktionen die sich gegenseitig beeinflussen, werden entsprechend aggregiert. Die Maßnahmen eines Handlungsfelds werden in einer definierten Zeitspanne umgesetzt und wirksam. Manche sehr kurzfristig innerhalb weniger Jahre, andere bis zum Jahr 2030, wieder andere - insbesondere im Gebäudebereich - müssen auch darüber hinaus noch fortgesetzt werden.

Die Nettonull 2030 ist nicht willkürlich gewählt: Um das 1,5-Grad-Limit einzuhalten, darf global nur noch eine begrenzte Menge an Treibhausgasen in die Atmosphäre gelangen. Wieviel genau, ist nicht eindeutig bekannt; vom IPCC wurde aber eine Menge von 270 Gigatonnen CO2e (ab 2023 gerechnet) ermittelt, um das Limit mit einer Wahrscheinlichkeit von 67% zu halten [7]. Das entspricht einem Pro-Kopf-Budget von 35 Tonnen. Mit der Nettonull bis 2030 schaffen wir diese Quote in Vorarlberg.

Weil insbesondere die importierten (grauen) Emissionen nur in deren Quantität (und das nur in gewissen Grenzen) beeinflusst werden können, nicht aber in deren Emissionsintensität, müssen wir zumindest vorübergehend in höherem Ausmaß CO2 entnehmen (siehe Emissionssektor Negative Emissionen). Wir dürfen und müssen aber auch davon ausgehen, dass sich die Entwicklung zu einer klimaneutralen Gesellschaft - wenn auch deutlich langsamer - global vollzieht, sodass die Emissionsintensität der Importe im Lauf der Zeit langsam abnimmt. Dadurch können auch die erforderlichen negativen Emissionen entsprechend zurückgefahren werden.

Die Grafik zeigt den Verlauf der verursacherbasierten Emissionen in den einzelnen Sektoren auf der Skala Tonnen CO2 pro Person und Jahr. Im Sektor der Energieversorgung ist zunächst ein kleiner Anstieg erkennbar, weil die grauen Emissionen des massiven Ausbaus der Erneuerbaren zum Zeitpunkt des Auftretens (Herstellung der PV-Module, ...) berücksichtigt werden. Bis 2030 ist eine Reduktion von ca. 10 auf 3,5 Tonnen erreichbar; der Rest muss vorübergehend in Form von CO2-Entnahmen kompensiert werden. Die negative Emission im Industriesektor (nach 2030) wird durch den Import von grünem Stahl (Details siehe Handlungsfeld I1.7) und dem damit zusammenhängenden Export verursacht: Die massiv reduzierte Emission kommt Verbrauchern außerhalb von Vorarlberg zu Gute.

Energieflüsse

Der Großteil der THG-Emissionen ist auf fossile Energiequellen zurückzuführen. Um Erdöl und Erdgas aus unserer Energieversorgung zu eliminieren, ist eine Reihe von Reduktionen, Verlagerungen und Substitutionen erforderlich, die in diesem dynamischen Energieflussdiagramm abgebildet sind: Der Endenergiebedarf kann für alle Sektoren gesenkt werden, die Bereitstellung erfolgt letzten Endes im Falle der Mobilität ausschließlich elektrisch; die Raumwärme wird sowohl elektrisch (Wärmepumpen) als auch über Wärmenetze bereitgestellt; industrielle Prozesswärme kommt zu ungefähr gleichen Anteilen aus Groß-Wärmepumpen, Biomasse und Biogas.

Der entsprechende Zubau von erneuerbaren Energiequellen, insbesondere, aber nicht nur im Bereich der Photovoltaik, gewährleistet, dass trotz Elektrifizierung in allen Sektoren eine ausschließlich erneuerbare Energieversorgung möglich ist. Aufgrund der Sommerlastigkeit der größten regionalen Quellen (Wasserkraft, Photovoltaik) ist mittelfristige die saisonale Speicherung von Energie erforderlich, was ebenfalls in diesem Energieflussdiagramm abgebildet ist.

Ökonomie

Die Umsetzungen der meisten Handlungsfelder wirken sich auch ökonomisch aus: mikroökonomisch, also aus Sicht des Betreibers (privat, Wirtschaft, ...); makroökonomisch, etwa durch Veränderungen in der Förderlandschaft, Reduktion von externalisierten Kosten u.ä.; und auch der Arbeitsmarkt ist in vielen Fällen betroffen - sowohl positiv wie auch negativ.

Hier wird zunächst die mikroökonomische Sicht dargestellt: Führt die Umsetzung der Maßnahmen in einem Handlungsfeld zu einer Erhöhung oder Verringerung der Kosten aus Sicht des Betreibers? Kalkuliert werden

  • die Investitionskosten für eine Maßnahme (Annuität auf Basis des Zinssatzes und der Lebensdauer der Investition)
  • die Veränderung der laufenden Kosten (OPEX): z.B. Kosten für Reinigung, Wartung und Reparatur von PV-Anlagen, aber auch die Verringerung von laufenden Kosten in Form von eingesparten Energiekosten, ...
  • Erträge durch die Investition, speziell bei Energieversorgungsanlagen

Die Summe all dieser Kosten kann positiv oder negativ sein; sie wird in Relation zur CO2-Reduktion gestellt und man erhält die "CO2-Vermeidungskosten" in Euro pro Tonne. Diese Kosten werden für alle betroffenen Handlungsfelder ermittelt, diese Grafik zeigt die Situation nach Einpflegen von rund 80% der Emissionsreduktion (Stand Mitte Oktober 2022). Viele Einflussgrößen sind als Variable berücksichtigt, sodass Varianten und Szenarien transparent modelliert werden können: Wie stark hängt etwa die Wirtschaftlichkeit von den Strom- und Gaspreisen ab, was passiert, wenn die Investitionen deutlich teurer werden, etc. Die Modellierung beliebiger Szenarien soll ein faktenbasiertes Fundament für die erforderlichen Weichenstellungen bieten.

Zu dieser Wiki

Diese Hauptseite enthält einige allgemeine Erklärungen zu den Emissionssektoren und manchen Teilbereichen. Weiters wird zu jedem der rund 70 Handlungsfelder eine kurze Information über den angestrebten Effekt geliefert. Die umfangreiche Darstellung der Handlungsfelder selbst ist jeweils in einer eigenen, verlinkten Seite zu finden: Ausgangslage und konkrete Zielsetzung, Gesetze und Verordnungen, Förderungen und Subventionen, jeweils regional und auf Bundes- und EU-Ebene; ausformulierte Maßnahmen mit möglichen Beteiligten und Verantwortlichkeiten. Die ökonomischen Auswirkungen sind derzeit (Oktober 2022) noch nicht zur Gänze erarbeitet, bzw. eingepflegt.

Der European Green Deal adressiert neben der Klimaneutralität und den damit zusammenhängenden Themen (Saubere Energie, Kreislaufwirtschaft, schadstofffeie Umwelt, ...) auch die Bereiche der Ökosysteme und Biodiversität, sowie den sozial gerechten Übergang in diese nachhaltige Zukunft. Diese Roadmap enthält bereits alle diese Bereiche; durch den Fokus auf die Klimaneutralität sind aber die anderen Inhalte erst in Bruchstücken vorhanden. Wir laden ein, an der Fertigstellung mitzuarbeiten!

Emissionssektor Mobilität

Die Emissionen der Mobilität entstehen größtenteils - global zu etwa drei Vierteln - auf der Straße; davon sind wiederum zwei Drittel dem Personenverkehr zuzuordnen und ein Drittel dem Güterverkehr. Die Luftfahrt ist für etwas mehr als 10% der Mobilitäts-Emissionen verantwortlich; die Schifffahrt für weitere 10%. Der Schienenverkehr ist demgegenüber mit einem Prozent vernachlässigbar [8]. Viele der nachfolgenden Handlungsfelder adressieren den größten Verursacher, den motorisierten, individuellen Personenverkehr. Aber auch bei Luftfahrt und Güterverkehr gibt es einige Hebel.

Teilbereich M1: Energiebedarf für Landverkehr reduzieren und dekarbonisieren

Handlungsfeld M1.1: Personenverkehr vermeiden: Durch eine Reduktion des privaten MIV um 10% und die Vermeidung von einem Drittel des geschäftlichen Verkehrs durch virtuelle Treffen kann ein THG-Reduktionseffekt von ca. 0,2 Tonnen CO2 pro Person und Jahr erreicht werden.

Handlungsfeld M1.2: Personenverkehr verlagern: Durch eine Verlagerung von 8% des privaten MIV auf das Fahrrad (entspricht einer Verdopplung von 5% auf 10%) und 15% auf den ÖV (entspricht einer Erhöhung von 23% auf 33%) kann ein THG-Reduktionseffekt von 0,22 Tonnen CO2 pro Person und Jahr erreicht werden.

Handlungsfeld M1.3: Personenverkehr elektrifizieren: Durch die vollständige Elektrifizierung des verbliebenen privaten und geschäftlichen MIV kann ein THG-Reduktionseffekt von 1,1 Tonnen CO2 pro Person und Jahr erreicht werden - bei gleichzeitigem Anstieg von 0,33 Tonnen pro Person und Jahr durch zusätzlichen Import von elektrischer Energie.

Handlungsfeld M1.4: Güterverkehr vermeiden: Durch die Stärkung der Regionalwirtschaft, Maßnahmen zur Erhöhung der Effizienz, aber auch durch eine gezielte Verkürzung von Lieferketten und -wegen kann ein THG-Reduktionseffekt von 0,25 Tonnen CO2 pro Person und Jahr erreicht werden kann.

Handlungsfeld M1.5: Güterverkehr verlagern: Durch eine Verlagerung von 5% des Straßengüterverkehrs auf die Schiene - und einen weiteren, kleinen Beitrag durch urbane Lieferdienste mittels Lastenrädern - kann ein THG-Reduktionseffekt von 0,06 CO2 Tonnen pro Person und Jahr erreicht werden.

Handlungsfeld M1.6: Güterverkehr elektrifizieren: Durch die vollständige Elektrifizierung des Güterverkehrs bei leichten und (längerfristig) schweren Nutzfahrzeugen kann ein THG-Reduktionseffekt von 0,6 Tonnen CO2 pro Person und Jahr erreicht werden - bei gleichzeitigem Anstieg von 0,2 Tonnen pro Person und Jahr durch zusätzlichen Import von elektrischer Energie.

Teilbereich M2: Luftverkehr reduzieren

Handlungsfeld M2.1: Flugreisen vermeiden: Durch eine Reduktion von 50% der privaten und geschäftlichen Flugkilometer kann ein THG-Reduktionseffekt von 0,45 Tonnen CO2 pro Person und Jahr erreicht werden.

Teilbereich M3: Graue Emission Fahrzeuge und Infrastruktur reduzieren

Handlungsfeld M3.1: Reduktion Fahrzeuge: Durch eine Reduktion des Fahrzeugbestand auf 0,3 PKW/Person bzw. einem Einpendeln von 7000 Neuzulassungen pro Jahr kann ein THG-Reduktionseffekt von ca. 0,3 Tonnen CO2 pro Person und Jahr erreicht werden.

Handlungsfeld M3.2: Reduktion Graue Emissionen Infrastruktur: Durch eine angepasste Planung von Bau und Erhalt der Straßenverkehr-Infrastruktur kann ein THG-Reduktionseffekt von 0,1 Tonnen CO2 pro Person und Jahr erreicht werden.

Emissionssektor Gebäude

Der Gebäudebereich ist in Bezug auf das Emissionsgeschehen sehr komplex; es bedarf einer Vielzahl von Annahmen, um eine Modellierung vornehmen zu können. Diese Annahmen inkl. der Datenbasen und Quellen (die teilweise auch in den Handlungsfeldern zitiert wurden) sind in diesem Dokument zusammengefasst: Annahmen Modellierung Green Deal Modellregion

Teilbereich G1: Energie Raumwärme reduzieren und dekarbonisieren

In diesem Teilbereich werden die erforderlichen Maßnahmen über das Jahr 2030 hinaus modelliert, weil der Gebäude- und Heizungsbestand nicht in sieben Jahren komplett saniert bzw. dekarbonisiert werden kann. Umso wichtiger sind die Anstrengungen, die erforderlichen Maßnahmen möglichst umgehend umzusetzen.

Handlungsfeld G1.1: Raumwärmebedarf im Neubau reduzieren und dekarbonisieren: Durch einen verbesserten energetischen Standard bei Neubauten, der Wärmeversorgung über Wärmepumpe und Fernwärme, sowie der Reduktion des Raumwärmebedarfs durch die derzeitige Abrissrate, kommt es zu einem THG-Reduktionseffekt von 0,2 Tonnen CO2 pro Person und Jahr; parallel dazu ist mit dem Neubau ein zusätzlicher Bedarf für Haushalts- und Nutzerstrom von 0,1 Tonnen CO2 pro Person und Jahr verbunden.

Handlungsfeld G1.2: Energetisch hochwertige Sanierung: Durch die Anhebung der thermischen Qualität bei Sanierungen kann bei der (derzeitig niedrigen) thermischen Sanierungsrate von 0,85% – mit Horizont 2040 – bei kostenoptimaler thermischer Qualität (und zunächst unveränderter Heiztechnik) ein THG-Reduktionseffekt von 0,36 Tonnen CO2 pro Person und Jahr erreicht werden. Bei Beibehaltung des gegenwärtigen Sanierungsniveaus läge der THG-Reduktionseffekt deutlich niedriger bei 0,26 Tonnen pro Person und Jahr.

Handlungsfeld G1.3: Sanierungsrate erhöhen: Durch die Anhebung der Sanierungsrate auf 1,8% und einem mittleren spezifische Endenergiebedarf von 60 kWh/m²a kann bis 2040 ein THG-Reduktionseffekt von 0,35 Tonnen CO2 pro Person und Jahr erreicht werden. Eine noch weiter erhöhte Sanierungsrate von 3% würde zu einem zusätzlichen THG-Reduktionseffekt von weiteren 0,35 Tonnen CO2 pro Person und Jahr führen.

Handlungsfeld G1.4: Fossile Bestandsheizungen schneller dekarbonisieren: Durch die Substitution der verbleibenden fossilen Wärme (sowohl im Zuge von Sanierungen, als auch bei Bestandsgebäuden mittlerer thermischer Qualität) kann ein THG-Reduktionseffekt von 0,7 Tonnen pro Person und Jahr erreicht werden; bei gleichzeitigem Anstieg von 0,14 Tonnen CO2 für Wärmepumpen-Stromimport.

Handlungsfeld G1.5: Direktelektrische Wärme reduzieren: Durch die Substitution von zwei Drittel der direkt-elektrischen Wärme (mit 60% Wärmepumpen / 40% Wärmenetze) kann ein THG-Reduktionseffekt von 0,25 Tonnen CO2 pro Person und Jahr erreicht werden.

Handlungsfeld G1.6: Verluste Gebäudetechnik reduzieren: Durch die Erhöhung der Anlagenwirkungsgrade um 10 Prozentpunkte kann (zukünftig) ein THG-Reduktionseffekt von 0,1 Tonnen CO2 pro Person und Jahr erreicht werden.

Teilbereich G2: Verbrauch elektrischer Energie reduzieren

Handlungsfeld G2.1: Verbrauchsreduktion Haushaltsstrom: Das Einspar-Potenzial durch den Einsatz von LED-Beleuchtung, Haushaltsgeräten mit hoher Energieeffizienzklasse und anderen technischen Maßnahmen liegt bei ca. 30%. Bei einer realen Einsparung von 20% im Bestand kann trotz Verbrauchszunahme durch Neubauten insgesamt eine Reduktion von 5-10% des Haushaltsstroms und so ein THG-Reduktionseffekt von 0,03 Tonnen CO2 pro Person und Jahr erreicht werden.

Handlungsfeld G2.2: Verbrauchsreduktion Dienstleistungsgebäude: Durch die Reduktion von 30% des Nutzerstroms im Bestand, ausgehend von einer breiten Effizienz-Offensive kann ein THG-Reduktioneffekt von 0,08 Tonnen CO2 pro Person und Jahr erreicht werden.

Teilbereich G3: Reduktion Graue Emissionen Errichtung

Handlungsfeld G3.1: Leerstand minimieren: Durch die Nutzung von insgesamt 6000 (2000 kurzfristig aktivierbar, 4000 sanierungsbedürftig) leerstehender Wohneinheiten und dem gleichzeitigen Entfall derselben Anzahl an Neubauten kann im Betrachtungszeitraum ein THG-Reduktionseffekt von 0,01 Tonnen CO2 pro Person und Jahr erreicht werden.

Handlungsfeld G3.2: Sanieren statt abreißen: Durch Sanierung statt eines vermeidbaren Abrisses von 300 Wohneinheiten kann ein THG-Reduktionseffekt von 0,02 Tonnen CO2 pro Person und Jahr erreicht werden.

Handlungsfeld G3.3: Trend zum Mehrfamilienhaus verstärken: Durch die Reduktion des Anteils von Wohneinheiten in Ein- oder Zweifamilienhäusern auf 15% bis 2030 kann ein THG-Reduktionseffekt von 0,03 Tonnen CO2 pro Person und Jahr erreicht werden.

Handlungsfeld G3.4: Reduktion der grauen Emission durch Baustoffwahl: Das Einsparpotenzial durch die Nutzung von Naturbaustoffen (wie Holz, Lehm, …) anstelle von Beton, Ziegel, sowie Stahl- und Glas-Konstruktionen beträgt 60-80%. Durch die Hebung von zwei Drittel diese Potenzials kann ein THG-Reduktionseffekt von 0,25 Tonnen CO2 pro Person und Jahr erreicht werden

Handlungsfeld G3.5: Zirkulär Bauen: Die Vorteile zirkulären (Neu-)Bauens liegen hauptsächlich in relativ ferner Zukunft - für die betrachtete Periode der nächsten ein bis zwei Jahrzehnte wird kein zählbarer Nutzen berücksichtigt.

Emissionssektor Industrie und Gewerbe

Dieser Sektor adressiert neben den Handlungsfeldern innerhalb von Industrie- und Gewerbebetrieben auch die konsumseitigen Möglichkeiten. Außerdem werden hier auch Verbräuche und Potenziale der öffentlichen Infrastruktur abgebildet, sofern sie nicht unter die Sektoren Gebäude oder Mobilität fallen (also etwa Abwasserreiniungsanlagen, Straßenbeleuchtung).

Teilbereich I1: Energie Prozesswärme reduzieren und dekarbonisieren

Handlungsfeld I1.1: Konsum: Import Industrieprodukte reduzieren: Durch verschiedene Verbesserungen im Konsumverhalten kann ohne nennenswerte Einbußen (Langlebigkeit, Reparierbarkeit etc.) ein THG-Reduktionseffekt von 0,3 Tonnen CO2 pro Person und Jahr erreicht werden.

Handlungsfeld I1.2: Kreislaufwirtschaft: Rohstoffeinsatz minimieren: Kreislaufwirtschaft im umfassenden Sinn bietet sehr große Potenziale bei der Minimierung des Rohstoffeinsatzes. Durch in Vorarlberg umsetzbare Maßnahmen kann ein THG-Reduktionseffekt von 0,2 Tonnen CO2 pro Person und Jahr erreicht werden.

Handlungsfeld I1.3: Effiziente Prozesswärme: Durch Effizienzmaßnahmen im Bereich der industriellen Prozesswärme kann der Endenergiebedarf um rund 10% gesenkt und damit ein THG-Reduktionseffekt von 0,06 Tonnen CO2 pro Person und Jahr erreicht werden.

Handlungsfeld I1.4: Prozesswärme bis 100°C dekarbonisieren: Durch die Substitution von Erdgas durch Groß-Wärmepumpen kann ein THG-Reduktionseffekt von 0,24 Tonnen CO2 pro Person und Jahr erreicht werden, bei gleichzeitiger Zunahme von 0,08 Tonnen pro Person und Jahr durch die Erhöhung des Imports von elektrischer Energie.

Handlungsfeld I1.5: Prozesswärme 100-500°C dekarbonisieren: Durch die Substitution von Erdgas durch Biomasse kann ein THG-Reduktionseffekt von 0,18 Tonnen CO2 pro Person und Jahr erreicht werden. Gleichzeitig muss die Verwendung von Biomasse für Raumwärme reduziert werden (vgl. Handlungsfeld G1.5)

Handlungsfeld I1.6: Prozesswärme über 500°C dekarbonisieren: Durch die Substitution von Erdgas durch Biogas (vgl. Handlungsfelder E.2.1-3) kann ein THG-Reduktionseffekt von 0,18 Tonnen CO2 pro Person und Jahr erreicht werden.

Handlungsfeld I1.7: Graue Emissionen Industrie reduzieren: Durch den Einsatz von "grünem" Stahl kann bei einem Importvolumen von 400.000 Tonnen Stahl(-Produkte) ein THG-Reduktionseffekt von 1,5 Tonnen CO2 pro Person und Jahr erreicht werden. Durch den hohen Exportanteil wird der größte Teil des Effekts im Ausland verzeichnet; die weitgehende Umstellung führt dadurch sogar zu einem negativen Wert in der Emissionshandels-Bilanz der Industrie.

Teilbereich I2: Verbrauch elektrischer Energie reduzieren

Handlungsfeld I2.1: Effiziente Gebäudetechnik und Infrastruktur: Durch (wirtschaftliche) Effizienzmaßnahmen in der Gebäudetechnik, sowie bei Beleuchtung und IT kann der Verbrauch um 30% gesenkt und so ein THG-Reduktionseffekt von 0,10 Tonnen CO2 pro Person und Jahr erreicht werden.

Handlungsfeld I2.2: Effiziente elektrische Prozesse: Durch Effizienzmaßnahmen beim Verbrauch elektrischer Energie für Produktionszwecke (außerhalb der Prozesswärme, etwa bei Druckluftanlagen) kann eine Einsparung von 15% und so ein THG-Reduktionseffekt von 0,09 Tonnen CO2 pro Person und Jahr erreicht werden.

Teilbereich I3: Emissionen aus F-Gasen reduzieren

Handlungsfeld I3.1: Umstellung auf Low-GWP-Kältemittel: Durch die EU-weite Kontingentierung klimaschädlicher Kältemittel (F-Gase) auf 20% des bisherigen Erwärmungspotenzials kann ein THG-Reduktionseffekt von 0,16 Tonnen CO2 pro Person und Jahr erreicht werden.

Emissionssektor Landwirtschaft und Ernährung

Unsere Ernährung und die dafür erforderliche Landwirtschaft ist verantwortlich für eine Reihe von Emissionen. Der wesentlichste Bereich sind direkte Emissionen aus der Landwirtschaft, wie Methan aus der Tierhaltung oder Lachgas, das durch die Ausbringung von mineralischen Düngern in die Atmosphäre entweicht. Die (industrielle) Verarbeitung von Lebensmitteln, Verpackungen, Transport und Einzelhandel sind auch mit Emissionen verbunden, jedoch sind die Anteile am gesamten Fußabdruck schon deutlich kleiner. Weltweit von sehr großer Bedeutung sind die sogenannten Landnutzungsänderungen - wenn etwa aus Regenwald Weideland für Mastrinder wird oder - hier bei uns - aus ehemaligen Moorlandschaften Ackerböden. Durch solche Veränderungen werden immer noch Unmengen von Kohlenstoff freigesetzt. Unsere Möglichkeiten, Emissionen zu vermeiden sind jedenfalls vielfältig.

Eine umfassende Abhandlung zum Bioland Vorarlberg ist bereits im Jahr 2021 im Rahmen des Booklets "Green Deal Vorarlberg Modellregion 2030" entstanden [9].

Teilbereich L1: Emissionen konsumentenseitig reduzieren

Handlungsfeld L1.1: Gesündere Ernährung: Durch eine gesündere Ernährung, verbunden mit verringertem Konsum tierischer Lebensmittel kann ein THG-Reduktionseffekt von 0,7 Tonnen CO2 pro Person und Jahr erreicht werden.

Handlungsfeld L1.2: Graue Emissionen von Haustieren reduzieren: Durch Maßnahmen im Bereich der von Haustieren (Haltung, Ernährung) kann ein THG-Reduktionseffekt von 0,05 Tonnen CO2 pro Person und Jahr erreicht werden.

Handlungsfeld L1.3: Verschwendung reduzieren: Durch die Halbierung von Lebensmittel-Verschwendung auf Verbraucher*innenseite und im Lebensmittelhandel kann ein THG-Reduktionseffekt von 0,2 Tonnen CO2 pro Person und Jahr erreicht werden.

Handlungsfeld L1.4: Import von Fleisch aus Massentierhaltung reduzieren: Durch die Halbierung des Imports von Fleisch aus Massentierhaltung (ersetzt durch Biofleisch) kann ein THG-Reduktionseffekt von 0,12 Tonnen CO2 pro Person und Jahr erreicht werden.

Teilbereich L2: Landwirtschaftliche Treibhausgase reduzieren

Handlungsfeld L2.1: Methan-Emission von Rindern reduzieren: Durch eine 25%ige Reduktion der Methan-Emissionen von Milchkühen (gesteigerte Lebenserwartung, Nahrungsmittelzusätze) kann ein THG-Reduktionseffekt von 0,09 Tonnen CO2 pro Person und Jahr erreicht werden.

Handlungsfeld L2.2: Lachgas-Emission verringern: Durch die weitestgehende Eliminierung von Lachgas-Emission durch synthetische Dünger und weiteren Maßnahmen im Bereich des Düngemanagment kann ein THG-Reduktionseffekt von 0,15 Tonnen CO2 pro Person und Jahr erreicht werden

Erneuerbare Energieversorgung

Die erfolgreiche Umsetzung der Strategien der ersten vier Emissionssektoren führt zu einem deutlich reduzierten Bedarf an Endenergie, aber auch zu einer signifikanten Erhöhung des Bedarfs an heimischen erneuerbaren Energiequellen. Der größte Teil davon wird in Form von elektrischer Energie benötigt, auch aufgrund der (teilweisen) Elektrifizierung von Raumwärme und Mobilität. Der Fokus liegt deshalb auf der Erhaltung und des Ausbaus der Wasserkraft, einem massiven Ausbau der Photovoltaik, der Verstromung von Biomasse wo möglich und einem gewissen Beitrag der Windkraft.

Das Potenzial an Biomasse ist zwar noch nicht ausgeschöpft, dennoch ist es beschränkt und der Umgang mit Biomasse wird sehr gezielt erfolgen müssen. Eine sehr weitreichende Überlegung ist, die Renaturierung von landwirtschaftlichen Flächen im Rheinvorland ("Jahrhundertprojekt" Rhesi) auch unter dem Gesichtspunkt einer möglichen, naturnahen Bewirtschaftung zu diskutieren. Die Böden könnten dabei als Rohfaser-Lieferanten für Biomasse- und Humusaufbau sowie einer aktiven Nährstoff-Fixierung dienen. Organischer NPK-Dünger, Bodenhilfsstoffe, Torfersatzprodukte, aber auch schnell nachwachsende Biomasse (Kurzumtriebsplantagen) sind dabei eine Perspektive auf ein „Sowohl-Retentionsgebiet-als-auch-Bioressourcenquelle" im Rheinvorland.

Biogas wird künftig eine der wertvollsten Energieformen sein, weil es als grünes Gas - anders als Wärmepumpen und Biomasse - für Hochtemperatur-Prozesswärme verwendet werden kann. Mittelfristig ist deshalb das gesamte (natürliche) Potenzial zu heben; statt der Verstromung soll das Biogas aber über das derzeitige Erdgasnetz den industriellen Verbrauchern zugänglich gemacht werden.

Für die Dekarbonisierung der Raumwärme ist unter anderem der massive Ausbau von Wärmenetzen erforderlich.

Solarthermische Anlagen wurden in Vorarlberg seit den 80er-Jahren gebaut; mit über 200 GWh leisten diese Anlagen heute einen relevanten Beitrag zur Warmwasser- und Raumwärmeversorgung. Die rasante technologische Entwicklung bei der PV führte allerdings dazu, dass auch Wärme (in Kombination mit Wärmepumpen) deutlich kostengünstiger über PV bereitgestellt wird. Selbstverständlich leisten die bestehenden Anlagen auch zukünftig noch wertvolle Dienste; ein massiver Ausbau der Solarthermie wird jedoch aus genannten Gründen strategisch nicht angestrebt.

Teilbereich E1: Erneuerbare elektrische Energie

Neben den beschriebenen Handlungsfeldern, die bestehende und neue Quellen von erneuerbarer Energie adressieren, ist parallel hierzu auch der Ausbau des Stromnetzes, wie in der EA+-Strategie im Kapitel 7.8 beschrieben, voranzutreiben.

Handlungsfeld E1.1: Wasserkraft: Bestehende Kapazitäten sichern: Durch die Umsetzung einer Reihe von Maßnahmen wird die Wasserkraftkapazität für die Zukunft gesichert. Da es dabei um den Erhalt des Status quo geht, ist kein THG-Reduktionseffekt damit verbunden.

Handlungsfeld E1.2: Wasserkraft ausbauen: Durch die Erschließung von zusätzlichem Potenzial von 97 GWh/a bis 2030 kann durch die Substitution von Importstrom ein THG-Reduktionseffekt von ca. 0,08 Tonnen CO2 pro Person und Jahr erreicht werden.

Handlungsfeld E1.3: Effizientere Wasserkraft: Durch Effizienzsteigerungen bei bestehenden Wasserkraftwerken kann durch die Substitution von Importstrom ein THG-Reduktionseffekt von ca. 0,03 Tonnen CO2 pro Person und Jahr erreicht werden.

Handlungsfeld E1.4: Klein-Wasserkraft ausbauen: Durch den Ausbau von Klein-Wasserkraft in der Größenordnung von 50 GWh kann durch die Substitution von Importstrom ein THG-Reduktionseffekt von ca. 0,04 Tonnen CO2 pro Person und Jahr erreicht werden.

Handlungsfeld E1.5: PV-Ausbau auf Wohngebäuden: Durch den weiteren PV-Ausbau auf Wohngebäuden in der Größenordnung von 240 GWh kann durch die Substitution von Importstrom ein THG-Reduktionseffekt von ca. 0,19 Tonnen CO2 pro Person und Jahr erreicht werden.

Handlungsfeld E1.6: PV-Ausbau auf Infrastrukturanlagen: Durch den PV-Ausbau auf Infrastrukturanlagen (Parkplatzüberdachungen, etc.) in der Größenordnung von 100 GWh/a kann durch die Substitution von Importstrom ein THG-Reduktionseffekt von ca. 0,08 Tonnen CO2 pro Person und Jahr erreicht werden.

Handlungsfeld E1.7: PV-Ausbau auf öffentlichen Gebäuden: Durch den PV-Ausbau auf öffentlichen Gebäuden in der Größenordnung von 80 GWh/a kann durch die Substitution von Importstrom ein THG-Reduktionseffekt von ca. 0,07 Tonnen CO2 pro Person und Jahr erreicht werden.

Handlungsfeld E1.8: PV-Ausbau auf Gebäuden der Privatwirtschaft: Durch den PV-Ausbau auf Gebäuden der Privatwirtschaft in der Größenordnung von 330 GWh/a kann durch die Substitution von Importstrom ein THG-Reduktionseffekt von ca. 0,27 Tonnen CO2 pro Person und Jahr erreicht werden.

Handlungsfeld E1.9: PV-Ausbau auf landwirtschaftlichen Gebäuden: Durch den PV-Ausbau auf landwirtschaftlichen Gebäuden in der Größenordnung von 50 GWh/a g kann durch die Substitution von Importstrom ein THG-Reduktionseffekt von ca. 0,04 Tonnen CO2 pro Person und Jahr erreicht werden.

Handlungsfeld E1.10: Agri-PV forcieren: Durch den Agri-PV-Ausbau auf 50% der Gemüseanbauflächen - rund 85 GWh/a - mit mehreren Vorteilen wie doppelter Flächennutzung und verringertem Wasserbedarf etc., kann durch die Substitution von Importstrom ein THG-Reduktionseffekt von ca. 0,07 Tonnen CO2 pro Person und Jahr erreicht werden.

Handlungsfeld E1.11: Biomasse verstromen - Bestand nachrüsten: Durch die Umrüstung bestehender Heizwerke auf Kraft-Wärme-Kopplung kann durch die Substitution von Importstrom ein THG-Reduktionseffekt von ca. 0,09 Tonnen CO2 pro Person und Jahr erreicht werden.

Handlungsfeld E1.12: Biomasse verstromen - Neue BHKW: Durch die Errichtung neuer BHKW kann ein Biomassepotenzial von 230 GWh genutzt und somit 70 GWh elektrische Energie bereitgestellt werden. Durch die Substitution von Importstrom kann so ein THG-Reduktionseffekt von ca. 0,06 Tonnen CO2 pro Person und Jahr erreicht werden.

Handlungsfeld E1.13: Windkraft aufbauen: Groß-Anlagen: Durch den Ausbau von Windkraftanlagen mit einem Ertrag von insgesamt 100 GWh/a kann durch die Substitution von Importstrom ein THG-Reduktionseffekt von ca. 0,09 Tonnen CO2 pro Person und Jahr erreicht werden.

Handlungsfeld E1.14: Klein-Windkraft aufbauen: Der Ausbau von Klein-Windkraft muss noch evauliert werden; die Abschätzung von Potenzialen und Auswirkung ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht zielführend.

Teilbereich E2: Grünes Gas bereitstellen

Zum generellen Umgang mit diesem Thema: Wir sprechen uns gegen die Erzeugung von Biogas aus Energiepflanzen aus, weil hiermit relevante Emissionen verbunden sind - sowohl beim Anbau der Pflanzen (etwa durch den Einsatz von Düngemitteln), als auch bei den verschiedenen Prozessstufen (Leckagen). Insofern geht es hier um die Nutzung der vorhandenen Potenziale - die Fassung von Rohgas (etwa von tierischen Exkrementen, der Lebensmittelproduktion oder Gasen aus Abwasser und Abfall). Emissionsseitig wird hier berücksichtigt, welche direkte Emission durch die Fassung und Einspeisung des Gases vermieden wird. Die Substitution von Erdgas wird im Handlungsfeld I1.6 berücksichtigt.

Handlungsfeld E2.1: Biogas aus der Landwirtschaft einspeisen: Durch Fassung des entstehenden Rohgases kann die Emission von Methan und anderen klimarelevanten Gasen aus der Landwirtschaft vermieden werden, was mit einem THG-Reduktionseffekt von 0,07 Tonnen CO2 pro Person und Jahr verbunden ist.

Handlungsfeld E2.2: Biogas aus industriellen Prozessen einspeisen: Durch Fassung des entstehenden Rohgases kann die Emission von Methan und anderen klimarelevanten Gasen aus der Lebensmittelindustrie vermieden werden, was mit einem THG-Reduktionseffekt von 0,05 Tonnen CO2 pro Person und Jahr verbunden ist.

Handlungsfeld E2.3: Biogas aus der Abwasser- und Abfallwirtschaft einspeisen: Durch die Aufbereitung von Faulgas zu Biomethan kann ein Energiegehalt von rund 40 GWh/a genutzt werden. Dabei entsteht kein nennenswerter THG-Reduktionseffekt.

Teilbereich E3: Wärmelieferung über grüne Wärmenetze erhöhen

Wärmenetze spielen in der Wärmeversorgung der Zukunft eine deutlich größere Rolle. Viele bestehende Wärmenetze werden erweitert werden, viele werden neu gebaut werden. Hintergründe, Ausgangsbasen und viele konkreten Handlungsempfehlungen, die sich auch in diesen Handlungsfeldern wieder finden, sind im Masterplan Wärme für Rheintal und Walgau [10], 2021 entstanden im Auftrag der Vorarlberger Landesregierung, enthalten.

Der Effekt der Dekarbonisierung durch Wärmenetze wird in der Nachfrage der Fernwärme (Reduktion fossiler Energieträger) abgebildet, die Schaffung des Angebots ist aus dieser Perspektive eine rein wirtschaftliche Angelegenheit.

Handlungsfeld E3.1: Wärmenetze neu- und ausbauen: Der Ausbau von grünen Wärmenetzen soll vorrangig in Gebieten mit hoher Wärmedichte und dort, wo Abwärme eingespeist werden kann, erfolgen.

Handlungsfeld E3.2: Direkt nutzbare Abwärme bereitstellen: Durch diverse Maßnahmen wird die Einspeisung von Abwärmeströmen ökonomisch deutlich attraktiver, das nutzbare Potenzial wird auf 150 GWh/a geschätzt.

Handlungsfeld E3.3: Indirekt nutzbare Abwärme (Anergie) bereitstellen: Durch diverse Maßnahmen wird die Fassung von Anergie und Investitionen in Groß-Wärmepumpen ökonomisch deutlich attraktiver.

Teilbereich E4: Biomasse optimal nutzen

Neben dem beschriebenen Handlungsfeld sind noch zwei weitere auszuarbeiten: Die Nutzung von Altholz und die Erhöhung der zur Verfügung stehenden Brennholzmenge aus Sägereien durch Ansiedelung; speziell für den Schwachholzbereich.

Handlungsfeld E4.1: Biomasse in der Raumwärme reduzieren: Aufgrund des begrenzten Potenzials von Biomasse und dem Bedarf für andere Anwendungen (vgl. Handlungsfelder I1.5 und E1.11/12) soll der Einsatz in der Raumwärme minimiert werden. Die angestrebte Substitution wirkt sich positiv auf die Wirtschaftlichkeit der Energieversorgung aus, an dieser Stelle jedoch nicht auf die THG-Emissionen.

Teilbereich E5: Energie speichern

Handlungsfeld E5.1: (Saisonale) Wärmespeicherung: Gegen die voraussichtliche Strommangellage im Winter können saisonale Wärmespeicher ein wirksames Rezept sein - es wird weniger Strom für Wärmepumpen benötigt. Für die Quantifizierung der Ausgangslage und die Ausarbeitung der Inhalte sind aber noch weitere Modellierungen im Rahmen einer zu beauftragenden Studie erforderlich.

Handlungsfeld E5.2: (Saisonale) Speicherung elektrischer Energie: Ohne Berücksichtigung der - ökonomisch möglicherweise sinnvollen - Groß-Wärmespeicher reicht der sommerliche Überschuss an elektrischer Energie gerade aus, um jene Wasserstoffmenge zu produzieren, die benötigt wird, um den fehlenden Winterstrom zu gewinnen. Damit kann theoretisch Energie-Autarkie erreicht werden.

Negative Emissionen (Entnahme und Speicherung von Kohlenstoff)

Die Möglichkeiten von CO2-Entnahmen sind in Vorarlberg beschränkt, umso mehr müssen die gegebenen Potenziale genutzt werden. Aufforstung im eigentliche Sinne kommt etwa aus Gründen der Flächenverfügbarkeit nicht in Frage, mit zielgerichtetem Waldmanagement kann aber dennoch ein Effekt erzielt werden. Die massive Begrünung von Städten und Dörferen bringt wichtige Co-Benefits mit sich; Moorschutz und die Wiedervernässung von Mooren bietet sich in Vorarlberg besonders an, weil sich etwa 25% der österreichischen Moorflächen in Vorarlberg befinden. Darüber hinaus kann Kohlenstoff bzw. CO2 bei der großtechnischen Verbrennung von Biomasse entnommen werden (Biokohle, BECCS). Die direkte Entnahme von CO2 aus der Luft mit anschließender Speicherung, etwa in Gesteinsschichten (DACCS) bietet sich hingegen aus geologischen Gründen in Vorarlberg nicht an.

In der Schweiz sind bereits nationale Strategien verfasst und veröffentlicht worden, die einen wertvollen Überblick bieten. [11][12]

Neben den beschriebenen Handlungsfeldern stellt auch das Bauen mit Holz eine negative Emission dar. Die Maßnahmen sind im Handlungsfeld G3.4 beschrieben; durch den Einsatz von bis zu 45.000 Tonnen Holz können in Vorarlberg jährlich 22.500 Tonnen Kohlenstoff über viele Jahrzehnte gespeichert und damit eine Menge von 82.500 Tonnen CO2 entzogen werden (0,2 Tonnen/pax.a).

Teilbereich N1: Regional CO2 entnehmen

Handlungsfeld N1.1: Waldmanagement: Primäre Aufgabe ist es, den Wald als Kohlenstoffspeicher auf hohem Niveau zu erhalten (Baumbestand und Waldboden). Durch die Intakthaltung des vitalen Waldes entsteht kein zusätzlicher oberirdischer Kohlenstoffspeicher, unterirdisch findet aber permanent Humusaufbau statt, wodurch ein Wald auch ohne Zuwachs eine CO2-Senke darstellt. Effekt in Vorarlberg (85.000 Hektar Waldfläche): 0,13 Tonnen CO2 pro Person und Jahr.

Handlungsfeld N1.2: Grüne Städte und Dörfer: Durch die Pflanzung von einem Baum pro Einwohner*in kann ein THG-Reduktionseffekt von 0,15 Tonnen CO2 pro Person und Jahr erreicht werden.

Handlungsfeld N1.3: Wiedervernässung von Mooren: Die Sicherung bestehender Moore und Torfböden sowie die Renaturierung gestörter Moore und Torfböden sind höchst klimarelevante Maßnahmen, die zwar den Zeithorizont von 2030 übersteigen, jedoch jetzt in Angriff genommen werden müssen. Jeder Hektar renaturiertes Moor spart jährlich etwa 10 Tonnen CO2 ein - das Potenzial beträgt in Vorarlberg somit 0,28 Tonnen CO2 pro Person und Jahr.

Handlungsfeld N1.4: Biokohle produzieren: Durch die Umrüstung aller Biomasse-Heizwerke zu BHKWs und der Ausstattung mit der Syncraft-Technologie kann mittels Pyrolyse Kohlenstoff abgeschieden und gebunden werden. Der damit verbundene THG-Entnahmeeffekt beträgt 0,08 Tonnen CO2 pro Person und Jahr.

Handlungsfeld N1.5: CO2-Abscheidung bei energetischer Biomassenutzung (BECCS): Durch die CO2-Abschneidung (75%) aus dem Abgasstrom bei großtechnischer Biomassenutzung für Prozesswärme (450 GWh) könnte ein THG-Reduktionseffekt von 0,3 Tonnen CO2 pro Person und Jahr erreicht werden.

Teilbereich N2: Global CO2 entnehmen

Handlungsfeld N2.1: Aufforstung im Ausland: Insgesamt wird das Entnahmepotenzial durch Aufforstung global auf etwa 0,3 Tonnen CO2 pro Person und Jahr geschätzt. Für die Green Deal Modellregion Vorarlberg könnte aber vorübergehend eine deutlich größere Menge (bis zu 2,5 Tonnen pro Person und Jahr) entnommen werden, um die "Netto-Null" bereits 2030 zu erreichen.

Biodiversität

Den Bereich Biodiversität verantwortet inhaltlich Simone König. Sie wurde unterstützt von Christoph Breuer und Martin Strele (Kairos)

Biodiversität umfasst die komplexe Vielfalt lebender Systeme. Sie beschreibt die Verschiedenheit in genetischer Hinsicht, die Verschiedenheit der Arten aller Lebewesen und die Verschiedenheit der Ökosysteme. Damit geht der Begriff weit über Artenvielfalt und Lebensraum hinaus, wiewohl es gebräuchlich ist, den Erhalt der Biodiversität mit Artenschutz und Lebensraumschutz gleichzusetzen. Dieses Ansinnen greift dort zu kurz, wo ‚lediglich‘ gefährdete Arten und ökologisch intakte Lebensräume im Fokus der Bemühungen stehen. Vielmehr ist es notwendig, Ökologie und Naturerhalt integriert zu begreifen. Nicht die Einteilung von „Schutz- und Schmutzgebieten“ soll die Maßnahmen leiten, vielmehr wird ausgehend vom Lebensraumpotential, gebunden an die Standortverhältnisse die bestmögliche Erhaltung und Förderung von Biodiversität angestrebt.

Historische Vorbilder und Zukunftsszenarien

Historisch betrachtet war der Reichtum an Biodiversität in Mitteleuropa um 1800 am höchsten. Das hing maßgeblich mit der damaligen Agrarkultur zusammen, die auf kleinteiliger Eigenversorgung der Gemeinschaft zusammen mit verschiedenen Nutztieren und spezifischen Kulturtechniken fußte. An diesen Vorbildern, verbunden mit den jeweiligen Standortvoraussetzungen, gilt es, sich als grundsätzlichem erstem Ansatz zu orientieren.

Im zweiten Ansatz gilt es, den bisherigen Lebensraumverlust und die Veränderungen der Lebensqualität für die Artenvielfalt einzudämmen bzw. rückgängig zu machen. Regulierung und Versiegelung der Landschaft vermindern das Platzangebot und verändern den Ökohaushalt. Pestizide, Umweltgifte und Chemikalien verändern durch Abdrift selbst Lebensräume in großen Natur(schutz)gebieten und setzen Lebenskraft und Fruchtbarkeitsrate von Pflanzen und Tieren herab.

Das zuletzt verabschiedete Artenschutzabkommen von Montreal sieht vor, dass bis 2030 mindestens 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresfläche unter Schutz stehen, mindestens 30 Prozent der beschädigten Ökosysteme an Land und im Meer wiederhergestellt werden und das Risiko durch Pestizide und gefährliche Chemikalien um die Hälfte reduziert werden soll. [13]. Als Ziel nach 2030 muss die Steigerung auf 50% Schutzgebiete und daneben weitläufige Renaturierung angestrebt werden, bis schließlich die Menschheit als Ganzes Teil eines funktionierenden Ökosystems ist und sich nicht durch die eigene Lebensweise eliminiert.

Biodiversitätskrise und Klimawandel

Wenn in der Wissenschaft von der großen Biodiversitätskrise und dem massiven Artensterben gesprochen wird, stehen einerseits jene genannten Faktoren im Mittelpunkt, die zum Aussterben bestimmter Arten führen, zum anderen und weitaus größeren und bedenklicheren Teil jedoch zu einem Verlust an Biomasse insgesamt. Auf die Insektenwelt bezogen spricht man weltweit vom einem Verlust von 70% der Biomasse (=Gesamtgewicht der Insekten) in den letzten 30-50 Jahren. Für Mitteleuropa liegt der Wert bei 75% und darüber. [14]. Dabei bilden Insekten die Grundlage der Nahrungskette: Sie bestäuben Pflanzen, sie dienen Amphibien, Reptilien, Vögeln und Säugetieren als Nahrung, sie setzen organische Masse um und vieles mehr.

Die Dynamik des Klimawandels hat hier insofern großen Einfluss auf die Biodiversität, als sich die Lebensbedingungen durch die Erwärmung stark verändern. Gerade in den Alpen gibt es viele spezialisierte Arten. Durch die Temperaturveränderungen werden diese Arten nach oben verdrängt - am Gipfel gibt es aber kein Weiter mehr. Und Spezialisierung bedeutet Abhängigkeit. Insekten, die bestimmte Nahrungspflanzen brauchen, sind durch neue Ungleichzeitigkeiten gefährdet. Die Pflanzen blühen durch hohe Temperaturen früher oder aufgrund von Trockenheit später und nicht zur Lebens- oder Fortpflanzungszeit der Insekten. Daher ist es äußerst wichtig, die Erwärmung und menschengemachte Klimaveränderung so gering wie möglich zu halten.

Die Förderung der Biodiversität ist dabei ein wichtiger Pfeiler. Mehr pflanzenbedeckte Fläche, mehr von Wasser bestimmte Gebiete, mehr naturbelassene Landschaften kühlen die Atmosphäre und kühlen auch regional und lokal. Auf den Mensch und den Siedlungsbereich bezogen bedeutet dies eine Energie- und damit Kostenersparnis. Ebenso können in der Anlage und Pflege von naturnahen Grünflächen (Kommunen, Gewerbebetriebe, öffentliche Hand) Kosten eingespart werden. Dach- und Fassadenbegrünungen dämmen, kühlen und sparen damit Energie.

Die Biodiversitäts-Strategie Österreich

Ziele für Vorarlberg

Für Vorarlberg bedeutet dies, dass Schutzgebiete auf 30% der Landesfläche ausgeweitet werden müssen (derzeit unter 20%) und beschädigte Flächen wieder hergestellt werden müssen. Zuvorderst sind in Vorarlberg die Erhaltung und Ausweitung von Mooren und Feuchtgebieten (siehe Negative Emissionen 7.1) ins Auge zu fassen, da sie besonders artenreich und effektive CO2-Speicher sind. Dicht gefolgt von Gewässern und ihren Uferzonen. Anstrengungen in diese Richtung werden vom Land Vorarlberg bereits unternommen, z.B. bei der Wiedervernässung des Rheindeltas, bei der Moorschutzstrategie und bei der Renaturierung des Rheinlaufs (Rhesi).

Weniger als CO2-Speicher, aber äußerst wichtig für die heimische Biodiversität, sind die Hochgebirgszonen und Berggebiete. Vor allem in Hinblick auf den Wintertourismus sind die gängigen Konzepte zu überdenken. Zentrale Punkte sind wenig bis keine Aktivitäten im Hochgebirgsbereich und Unterschutzstellung der noch unerschlossenen (sehr naturnahen und naturnahen) Hochgebirgsteile als alpine Ruhegebiete. In der Alpenkonvention [15] sind alle wichtigen Ziele bereits formuliert, diese gilt es umzusetzen.

Im besiedelten und vom Menschen genutzten Raum müssen mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln in allen Lebensbereichen Flächen zur Förderung der Biodiversität geschaffen werden. Bei der Verteilung dieser Flächen ist darauf zu achten, dass der Biotopverbund gestärkt wird und Pufferzonen rund um wertvolle Gebiete geschaffen werden. Mit Biotopverbund sind Verbindungszonen zwischen den Lebensräumen gemeint. Denn die Abgeschlossenheit kleiner, isolierter Gebiete führt zu einem Verlust an genetischer Vielfalt. Die Pufferzonen sollen Nährstoff- und Schadstoffeintrag abfangen. Siehe auch Maßnahmenhandbuch Biotopverbund Vorarlberger Rheintal [16].

Den Blick für Biodiversität schärfen

Hier in Vorarlberg und wahrscheinlich in ganz Mitteleuropa haben wir einen guten Blick für Sauberkeit und Ordnung. Hohes Gras, Wildwuchs, Spontanvegetation und „Unkraut“  werden schnell als mangelnde Pflege und Sorgfalt der Verantwortlichen ausgelegt. Hier gilt es den Blick und auch den Sinn für Ästhetik zu hinterfragen. Denn aktuell droht keine Krise durch Wildnis und ungezähmte Natur, vielmehr sind die Lebensräume für die Entfaltung der Biodiversität in einem äußerst kritischen Zustand.

Es gilt, wo immer möglich, das Potential für die Förderung von Biodiversität zu erkennen, zu nutzen und der ihr eigenen Ästhetik zu folgen. Hohes wogendes Gras, dürre Stängel, emporragendes Totholz, magere, zart bewachsene Flächen, dichte Sträucher, im Kies wachsende Pflanzen. All dies birgt Schönheit in sich, wenn man sie nur zu sehen vermag. Und dazu noch vielfältiges Leben in einem mehr oder weniger stabilen (Öko)System. Wo sich Menschen bewegen, muss natürlich der Sicherheit Rechnung getragen werden. Aber wie gerade der Katastrophenschutz beweist, sind Naturnähe und Sicherheit keineswegs ein Widerspruch.

Schlüsselindikatoren Biodiversität

Indikatoren B: Biodiversität

Teilbereich B1: Biodiversität nach räumlichen Einheiten

Handlungsfeld B1.1: Landwirtschaft

Handlungsfeld B1.2: Wald und Forst

Handlungsfeld B1.3: Gewässer

Handlungsfeld B1.4: Lichtverschmutzung

Handlungsfeld B1.5: Siedlungsgebiet, Gemeinden und Straßenraum

Handlungsfeld B1.6: Biodiversitätsgerechtes Bauen, Dach- und Fassadenbegrünung

Handlungsfeld B1.7: Freiflächen von Betrieben und Betriebsgebieten

Handlungsfeld B1.8: Haushalte, Hausgärten

Teilbereich B2: Wissen und Monitoring natürlicher Ökosysteme verbessern

Das Wissen rund um Biodiversität und ökologische Zusammenhänge ist nicht allgemein verbreitet, umso wichtiger ist es, in der Schulbildung, bei der Ausbildung und in den verschiedenen Berufsgruppen durch Weiterbildung für mehr Wissen und Verständnis zu sorgen. In Hinblick auf Monitoring gibt es auf internationaler, nationaler und regionaler Ebene unterschiedliche Herangehensweisen, die je nach Aufgabenstellung und zu untersuchendem Gegenstand angewandt werden. Auch eine breite Palette an Laien-Monitoring-Programmen und Citizen Science Projekten wird angeboten.

In Vorarlberg fließen die Stränge von Datenerhebung, Forschung, Monitoring und Wissensvermittlung bei der inatura-Dornbirn [17] und beim Amt der Vorarlberger Landesregierung, Abteilung Umwelt und Klimaschutz, sowie dem Umweltinstitut [18] zusammen.

Zur Verbesserung des Wissenstransfers und zur Ergänzung der Aktivitäten und Angebote in Vorarlberg wäre eine Biodiversitäts-Akademie wünschenswert. Dort könnten für die verschiedenen Zielgruppen fachspezifische Weiterbildungen und Beratungen angeboten werden.

Handlungsfeld B2.1: Ausbildung und Schule

Handlungsfeld B2.2: Vermittlung, Museen

Handlungsfeld B2.3: Politik und Öffentliche Hand

Handlungsfeld B2.4: Freiflächen von Wirtschaftsbetrieben

Handlungsfeld B2.5: Wissenschaftliche Grundlagen, Datenhebung und Monitoring

Teilbereich B3: Biodiversität und Klimawandel-Anpassung

Biodiversitätsschutz fördert den Klimaschutz und die Klimawandelanpassung, weil Naturverluste gestoppt und für die Klimaregulierung wichtige Ökosysteme umfassend geschützt, nachhaltig gemanagt und renaturiert werden. Das grüne Kleid auf allen Flächen, die dazu Potential haben, ist ein Wasserspeicher, ein Schutz gegen starke Aufheizung, wirkt ausgleichend durch Verdunstung und beschattet. Zusätzlich entsteht Lebensraum für die Fauna, die ebenfalls von all diesen Faktoren profitiert.

Durch die gemeinsame Evolution der Tiere und Pflanzen durch unterschiedliche klimatische Zeitalter, ist eine große genetische Anpassungsfähigkeit in der Erbsubstanz verankert. Die Anpassung an beispielsweise Hitze und Trockenheit kann in der DNA wieder aktiviert werden. Dies ist auch bei samenfestem Saatgut alter Kulturpflanzen feststellbar.

Eine Veränderung und Verschiebung der Artenvielfalt findet statt und muss zu einem gewissen Teil gelenkt werden, damit invasive Neophyten und Neozoa sich nicht auf Kosten der gebietsheimischen Vielfalt ausdehnen. Viele der durch Klimaveränderung zugewanderten Pflanzen sind eine Bereicherung der Biodiversität. Problematische Neobiota wurden meistens vom Menschen mitgebracht (Indisches Springkraut, Kanadische Goldrute, Japanknöterich, Schmuckschildkröten…)

Um Synergieeffekte für Klima- und Biodiversitätsschutz zu ermöglichen, muss auch Biodiversitätsschutz und -entwicklung in entsprechenden Gesetzen und in Plänen verbindlich verankert, ausgestaltet und umgesetzt werden. Zielkonflikte um Landfläche und Standorte werden beim Thema Energie besonders deutlich, dem ist durch dezentrale Lösungen Rechnung zu tragen. Insgesamt müssen Energie eingespart und schädliche Praktiken zurück genommmen werden (beispielsweise beim Wintertourismus).

Wichtige Partner sind in diesem Zusammenhang die Klimawandel-Anpassungsmodellregionen (KLAR!) und die Klima- und Energie-Modellregionen (KEM). In Vorarlberg gibt es derzeit fünf KLAR! Und drei KEM Regionen.

Da diese enge Verknüpfung zwischen Biodiversität, Klimaschutz und Klimawandelanpassung besteht, sind notwendige Handlungen bereits in B1 bzw. im Abschnitt N - Negative Emissionen (Entnahme und Speicherung von Kohlenstoff) und anderen Kapiteln dieses Wiki skizziert und werden hier nicht weiter erläutert.

Praxistipps: Ein Leitfaden

Aus allen oben angeführten Themenbereichen können 10 anwendbare Praxistipps abgeleitet werden. Diese sind auf der folgenden Seite aufgelistet:

Praxistipps für Biodiversität

Fruchtbare Böden

DIESE UND DIE FOLGENDEN SEITEN SIND ERST SKIZZEN UND NOCH IN ARBEIT

Ziel ist es, das Ausmaß von Freiflächen und unversiegelten Flächen in Vorarlberg zu halten und die Qualität der Böden zu steigern. Dazu wird bereits in unterschiedlichen Handlungsfeldern gearbeitet und es werden wirkungsvolle Maßnahmen umgesetzt.

Die gesamthafte Wirkung dieser Aktivitäten kann anhand von Schlüsselindikatoren beobachtet werden.

Schlüsselindikatoren Fruchtbare Böden

Indikatoren D: Fruchtbare Böden

Teilbereich D1: Bodenqualität

Handlungsfeld D1.1: Bodenqualität Produktionsbezogen

Handlungsfeld D1.2: Bodenqualität Ökosystembezogen

Teilbereich D2: Unversiegelte Flächen

Handlungsfeld D2.1: Dichte im Bauen

Handlungsfeld D2.2: Rückbau und Entsiegelung

Handlungsfeld D2.3: Aktivierung von gewidmeten Flächen

Handlungsfeld D2.4: Raumplanerische Innovationen

Teilbereich D3: Produktionsfaktor Boden

Handlungsfeld D3.1: Landwirtschaft

Handlungsfeld D3.2: Wasserhaushalt

Gute Luft und sauberes Wasser

DIESE UND DIE FOLGENDEN SEITEN SIND ERST SKIZZEN UND NOCH IN ARBEIT

Ziel ist es, die Qualität von Luft, Wasser, Fließgewässern zu steigern und zu erhalten. Dazu wird bereits in unterschiedlichen Handlungsfeldern gearbeitet und es werden wirkungsvolle Maßnahmen umgesetzt.

Die gesamthafte Wirkung dieser Aktivitäten kann anhand von Schlüsselindikatoren beobachtet werden.

Schlüsselindikatoren Gute Luft und sauberes Wasser

Indikatoren X: Gute Luft und sauberes Wasser

Teilbereich X1: Verringerung der Luft-, Wasser- und Bodenverschmutzung

Handlungsfeld X1.1: Heizung - Querverbindungen!

Handlungsfeld X1.2: Mobilität - Querverbindungen!

Handlungsfeld X1.3: Industrie-Emissionen

Handlungsfeld X1.4: Emissionen aus der Landwirtschaft

Handlungsfeld X1.5: Wassermanagement

Teilbereich X2: Verbesserung des Abfallmanagements

Handlungsfeld X2.1: Kreislaufwirtschaft ausbauen

Handlungsfeld X2.2: Rezyklierung

Handlungsfeld X2.3: Abfallverwertung

Querschnittsmaßnahmen

Gesellschaftliche Transformation

Querschnittsmaterie – Roadmap Green Deal

"work in progress"


Die große Herausforderung Klimawandel können wir nur gemeinsam bewältigen und es braucht alle gesellschaftlichen Kräfte, um das noch vorhandene Zeitfenster zum Handeln jetzt zu nutzen. Partizipation/Beteiligung braucht es daher auf unterschiedlichsten Ebenen und Zielgruppen, damit sich alle angesprochen fühlen und ins Tun kommen.   

Derzeit erheben wir die verschiedenen Akteure in einer umfassenden Akteurslandkarte und beginnen erste Kontakte herzustellen. Erste konkrete Vorschläge beginnen die folgende Sammlung. Beispiele, wie die Bevölkerung gezielt angesprochen werden kann - z.B. Klimaräte, Klimapaten in den  Gemeinden etc.

Wichtig ist in diesem Bereich auch „Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ – z.B. Pilotprojekte an Schulen oder das Teilen von „good practice“ Beispielen (Schulgärten etc.).

Ein spezielles Thema könnten auch alternative Finanzierungsmodelle oder die Durchforstung bestehender Förderungsrichtlinien sein. Bei der Öffentlichkeitsarbeit auch besonderes Augenmerk darauf gelegt, positive Bilder der Transformation zu vermitteln – „nicht was verlieren wir durch die Veränderung, sondern was gewinnen wir z.B. an Lebensqualität, Zuversicht usw.“

Wir freuen uns auf weitere Ideen und Anregungen.

Das Redaktionsteam

Handlungsfeld Q1.1: Partizipationsprozesse

"Klimarat in jeder Gemeinde" --> Klimagespräche

ERFA e5, Regios, KLAR!, plan b...

Handlungsfeld Q1.2: Bildung

Bildungsmappe Klima (inatura) / Lehrplan - Pilotprojekte Schulen, Lehrlings-Werkstätten

Handlungsfeld Q1.3: Fachkräfte

Beratungskapazitäten (Effizienz, Erneuerbare), Engineering, Handwerker für Ausbau Erneuerbare, Sanierungsoffensiven, Wärmenetze, Heizungstausch, ... --> Aus- und Weiterbildung, Umschulungen

Bildungsoffensive! Gute Roadmap von Energie Schweiz: [19]

Handlungsfeld Q1.4: Öffentlichkeitsarbeit

Positive Bilder; auch von Reduktionsthemen

Gesundheits-Themen (Pull: Ernährung, Bewegung / Push: Hitze, ...) mit-transportieren

Bewegung sichtbar machen: Green Deal Modellregion Vorarlberg als Label (?)

Handlungsfeld Q1.5: Vorbildwirkung durch Unternehmen und öffentliche Hand

Leuchtturmprojekte publizieren, ...

Handlungsfeld Q1.6: Werbung: Negative Auswirkung auf das Emissionsgeschehen minimieren

Handlungsfeld Q1.7: Öffentlichen Dialog zum Spannungsfeld Klima und Ästhetik führen

Stichwort Ortsbild / PV-Ausschluss ... Kirchen <--> Bundesdenkmalamt

Finanzierung

Finanzierung von derzeit bereits aktiven Organisation ausbauen, etwa soziale Institutionen wie die Caritas, die übergreifend agieren (Arbeitsmarkt, Secondhand-Angebote, Abfallwirtschaft, ...); Anerkennung derer Leistungen. Ökologische und soziale Kriterien bei öffentlichen Ausschreibungen berücksichtigen.

Handlungsfeld Q2.1: Kontraproduktive Subventionen und Förderungen

Handlungsfeld Q2.2: Private Finanzierungsmodelle

Handlungsfeld Q2.3: Lösungen für finanziell Benachteiligte

Akzeptanz wird erreicht, wenn der Nutzen den Aufwand/Nachteil deutlich übersteigt --> Überkompensation. Auch wenn "Investitionen" wirtschaftlich sind: Finanzierungs-Sicherung; Sonderlösungen für Härtefälle, ...

Gesundheit

Handlungsfeld Q3.1: Gesundheit als Treiber der Transformation nutzen

(Energie- und Ressourcenverbrauch des Gesundheitssystems wird in den Emissionssektoren (Gebäude, Industrie) behandelt)

Über den Verein TUN. Green Deal Vorarlberg

Wir vom Verein TUN. Green Deal Vorarlberg [20] wollen unser Land auf dem Weg zur klimaneutralen Modellregion inspirieren, motivieren und mit Expertise unterstützen. Wenn wir jetzt beginnen, können wir bis 2030 dieses Ziel erreichen. Als Zusammenschluss führender Wirtschaftsunternehmen übernehmen wir Verantwortung und treiben den Wandel mit Engagement, Finanzkraft und Wirtschaftskompetenz voran.

Gemeinsam mit Akteuren aus Wissenschaft, Verwaltung und Zivilgesellschaft arbeiten wir in den kommenden Monaten für uns und unser Land an einem umsetzbaren Fahrplan mit konkreten, maßgeschneiderten Maßnahmen und messbaren Indikatoren. Wir sind überzeugt: Ein klimaneutrales Vorarlberg ist möglich und wir alle werden heute, morgen und übermorgen davon profitieren – persönlich und als gesamte Gesellschaft, wirtschaftlich und ideell.

Mehr über den Hintergrund dieses Projekts und dieser Wiki erfahren Sie in diesem Video [21], das im Rahmen der ersten Vorstellung am 6.5.22 aufgenommen wurde.